dem Meißner vber gelegen. Vnnd weil dieser Meißner vnden so weit vmb sich greifft / vnd viel Vorgebürgs hat / muß die besagte Wohra vmb ihn / biß auff ein vierten theil nahe herumb lauffen / ehe Er in die Werra fället / welches eine halbe Meyl vnder Eschwege / bey dem Dorff Niedern Hohna geschiehet. Vmb solches wunderbaren weiten vmbflusses willen / verursachet diese Wohra / auff jener seiten / ein vberauß grosses weites Thal / welches fast den halben theil Landes / zwischen der Werra / vnd Fulda / in sich zeucht / darinnen das Ampt Sontra / dabey mehrentheils die in selbigen Orths Beschreibung gedachten Edelleuts-Gerichte; theils Ambts Spangenberg; die Statt Waldcapell / vnnd die meisten Dörfflein deß Ambts Liechtenau / gelegen seyn. Vnd hat ermelter Fluß viel andere starcke Fischreiche Bäche in sich fallen; Er selber auch gibt allerhand Gattung stattlicher Fische. Ferners / hat es auch oberhalb vorermeltem Closter Germeroda / ein sehr tieffes wolerbawtes Kolen Bergwerck / welche Steinkolen ins Saltzwerck geführet / vnnd darzu verbraucht werden. Diese Kolen führen einen sonderlichen Schwefel mit sich / doch kan man darbey schmieden / so bey andern Steinkolen nicht zu thun stehet; Von dem Schwefel aber / durch welchen die Natur die Steinkohlen zu wegen bringet / hat sich / vor Jahren / der Berg entzündet / daß man das Fewer / vnnd Dampff oberhalb den Stollen / noch heutiges Tages / sehen kan / sonderlich / wann eine Veränderung deß Wetters vorhanden / reucht man diesen grewlichen Brand noch gar eben; man sihet auch / zwischen einem Wacken-Felsen / deren es viel hat / einen Dunst / oder dünnen Rauch / auffsteigen. Bey dem Hauß Bielstein / hat es auch Kupffer-Bergwercke / dahero der daselbst vorüber fliessende Bach / den Namen hat.
Ist auch ein Fürstlich Hessisch Stättlein /
im Niedern Fürstenthumb / in einer
lustigen Gegend / nicht ferrn von der
Eder / vnter einem Felsen / vnnd alten
Schloß / welches noch vmbs Jahr 1500.
im Baw gehalten worden / gelegen. Das
Schloß ligt auff einem hohen scharpffen
Felsen / wird daher Felsperg genannt / vnnd
ist weyland LandGraff Philippus
Magnanimus daselbst gebohren / vnnd seyt der
Zeit nicht mehr bewohnet worden / weilen
damals Fürstlicher Häusser genug: vnnd
vbrig gewesen / im Lande: das Gemäwer
aber / wie auch etzlich Eingebäw / welches
alles sehr starck / stehet noch; wie auch der
sehr hohe spitzige gantz steinerne Thurn
daselbst. Vnten am Felsen / in der ebene / ligt
das Stättlein / so an sich selbst nicht groß /
doch fein vmbmawert / vnnd ziemlich
erbawet gewesen; aber auch Anno 1640. in
dem allgemeinen Brande (im Lande) zur
helffte / sampt der Kirchen / mit auffgangen.
In dieser Statt hat die Teutsche Compturey
zu Marpurg / einen freyen Burgsitz /
vnnd Hoff / vnnd ist ferners / etwa ein baar
Canonschüß / biß an den Ederstrohm / ein
sehr schönes anmütiges plattes Feld. Eine
viertel Stunde oberhalb Felsperg an der
Eder / ligt / auch auff einem solchen scharpffen
Felsen / das Adeliche Schloß / die
Altenburg genannt / denen von Boyneburg
zuständig / welches mit feinen Gemächern /
starcken Mawren / vnnd einem hohen
Thurn / wol erbawet gewesen; aber in dem
gedachten vnseeligen Brande auch mit
zerstöret worden. Gleich gegen diesem Hause
vber / fliessen die Schwalm / vnd Eder /
zusammen / so lustig anzusehen. Vnten am
Felsen liget eine stattliche nutzbare Mühle
an der Eder / dabey auch eine hültzerne
Fahrbrucken / worüber in Friedenszeit / vnd eher
Sie das Wasser verderbt / eine genge
Landstrassen gewesen.
Das Ampt Felsperg bestehet etwa in 16. oder 17. Dörffern / vnnd ist vberauß lustig / vnnd nutzbar / theils wegen deß vielen herrlichen Fruchtwachs / als auch deß stattlichen Salmenfangs in der Eder / welche das Ampt mitten durchschneidet / vnd endlich wegen der lustigen Wildbahne. Dieses Ampt ligt rings vmb zwischen andern Fürstlichen Hessischen Aemptern; ist mehrentheils eben / sonderlich an der Eder hinauffwarts / gegen Fritzlar / allda es etzliche grosse ebne Wälde / die Elbische Höltzer genant / hat / deren sonst fast wenig / oder gar keine im Lande zu sehen. Vmb diese Gehöltze seind sonderlich die allerschönisten Fruchtbare weite Felder; jenseit der
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_079.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)