Seite:De Merian Hassiae 093.jpg

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vnd Friedens Stande / gesetzt worden. Vnd so viel auß angezogenem Herrn Autore.

Es ligt nahend Fridberg der Fleck Oxstat / deme von Franckenstein gehörig; wie in dem 5. Theil deß Theatri Europ. p. 925. a. gesagt wird.


Friedewald.


Friedewald / ein Fürstlich Nieder Hessisches schönes Schloß / in einem der grössesten Hessischen Wälde / ein Meyl von Herßfeld / vnd fast in dem Sullingswalde (daran es viel stattliche Gründe / vnd Weyden / auch schöne Forellen Teiche / vnnd Bäche / hat / vnnd darinnen man noch sehr viel Merckzeichen von verwüsteten Dörffern / Kirchen / vnnd dergleichen / findet /) vnder dem Dreyenberge / welcher auch ziemlicher Höhe / vnd in seinem Vmbkreiß fast dreyeckicht ist; sampt dem Dorff / vnd den hohen Bergen nach zu rechnen / in einem Grunde / doch auff einer höhe / gelegen. Ist ein altes steineres / mit dicken Rundelen / vnd ziemblichen Wassergräben / versehenes Jagdhauß / in dessen Vorhof ein herrlicher Kumpff / vnd Springbrunnen / auch von so grossen Steinen / wie die Säulen zu Hirschfeld gehauen / stehet; massen dann es einen fast dergleichen / doch nicht allzugrossen Steinbruch in diesem Ampt / bey dem Hof Weissenborn / hat. Diesen Orth erkauffte umbs Jahr 1480. Landgraf Henrich / (daran zuvor drey Geschlecht vom Adel gehabt / die Reckroden / Milnroden / vnd Altenberg) vnd brach dz alte Schloß ab / bawt ein Fürsten Sitz / vnd macht es fest. Allhie versambleten sich Anno 1551. wegen Erledigung Landgraff Philipsen zu Hessen / sein Sohn / Landgraff Wilhelm / Churfürst Moritz zu Sachsen / Marggraf Albrecht von Brandenburg / vnd Johannes Fraxineus, Bischoff von Bajona, deß Königs in Franckreich Gesandter. Als sie nun im Rath bey einander gewesen / vnd den Krieg beschlossen / so ist ohngefehr ein so heller Blitz / vnd Donnerschlag kommen / der das gantze Schloß dermassen erschüttert / daß auch die Fürsten erschrocken / vnd es für ein böses Zeichen haben halten wollen. Aber Fraxineus, ein belesener Mann / rief laut mit frölicher Stimm / daß solches einen guten Außgang ihres Vorhabens anmelde / vnnd bedeute / inmassen dann auch solches ihrer seits wahr worden ist. Den Marstall allhie / oben am Teiche gelegen / hat Anno 1583. obhochgedachter Herr Landgraf Wilhelm / die Meyerey aber sein Herr Sohn / Landgraf Moritz / in An. 1596. wie auch die newe lange Schewer in An. 1601. vnd den newen Marstall folgenden Jahrs gebauet. Es ist aber dieses Schloß / im nächsten Krieg / biß auffs Jahr 1641. dreymal eingenommen; aber allezeit / von den Hessischen / mit Kriegslist / wider bekommen worden; welches auch im Jahr 48. den 9. Hornung / Alten Calenders / geschehen / da solches Hauß Friedewald der Hessisch General Wachtmeister / Herr Carl Rabenhaupt / abermals mit List erobert hat; wiewol vorhero / einsmals / der newe Marstall / sampt seinen schönen Zimmern / für die Hofstatt / biß auff eine seite abgebrant worden ist. Ob aber solches Anno 1647. da sich dieses Hauß / wie auch das Hauß Wolkersdorff / an die Chur-Bayrischen ergeben / oder noch vorher geschehen / daran ermangelt gewisser bericht. Das darzu gehörige Ampt ist zwar an Dorffschafften klein; (dann deren / sampt dem Gericht Heringen nur 9. seyn) Aber / wegen deß gedachten Sullingswalde / an Mast: vnd Forst-Gefällen / sehr reich. Es entspringen / zu besagtem Friedewald / im Dorff / zwey Wasser / vnfern von einander / deren das eine gegen Abend / nach der Fulda; das ander gegen Morgen in die Werra fleust.


Fulda.


Diß ist die Hauptstatt in dem Ländlein Buchen / von welchem oben im Eingang dieses Tractats gemeldet worden ist. Zehen Jahr zuvor / ehe dann der H. Bonifacius sein Leben geendet / hat er an dem Orth / der jetzt / sonders Zweifels / von dem vorbey fliessenden Wasser Fulda den Namen hat / nemblich im Jahr 744. ein Closter erbauet / so mitten im obgedachtem Ländlein gelegen / vnnd Benedictiner Ordens ist. Er hat vom Papst Zacharia I. erhalten / daß solches Closter allein dem Römischen Stuhl / vnd sonsten keinem Bischof /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)