Seite:De Merian Hassiae 147.jpg

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Löhn gelegen. An welchem Orth gewesen D. Paulus Crocius, Ludovici vnnd Joannis Crociorum Parens, welcher zu Langen-Schwalbach gestorben / vnnd dessen Epitaphium allda zu sehen ist.


Laubach.


Ist ein Solmisch Stättlein / vnd schönes Schloß / in einem Thal / vnd gehöret dazu das Hauß oder Schloß Rüddelem (al. Rödelheim) bey Franckfurt am Fluß Nidda / vnnd sonsten andere schöne Flecken / vnd Häuser mehr. Ligt ein halbe Meyl von Grunberg in Hessen. Nicht weit davon / wie auch an andern Orthen Hessenlands / wird die köstliche Terra Sigillata gefunden / vnd vff ein halbe Stund ein Glaßhütte.


Liebenaw.


Oder Liebenawe / wie dieses kleines Niderhessisches Stättlein in der Rotenburgischen Saals Verzeichnuß genannt wird. Ligt an der Paderbornischen Grentze / vnderhalb Warburg / vnd die Dymel vmbfliesset dasselbe / vnd ist solches Anno 1465. in der Fehde zwischen Landgraf Ludwigen dem Vierdten / vnnd dem Bischoff zu Paderborn / gar außgebrannt worden. Die Warne kompt da in die Dymel.


Libenschied.


Ligt ein Meyl wegs von Häger / auff dem Westerwald. Das Stättlein ist mit einem Wall / vnnd das Schloß auch mit Wasser vmbgeben. Vnd hat auff dem Schloß etliche Jahr lang der letzten Grafen von Beylstein / etc. einer seine Residentz / vnd Sitz / gehabt. Ist jetzt Gräflich Nassauisch.


Licha.


Ist ein lustiges Gräflich Solmisches Stättlein / in der Wetteraw / an der Wetter/ gar schön gelegen / so nicht viel vber drey hundert Jahr alt / vnd anfänglich von etlichen Dorffen in diesem Bezirck zusammen gezwungen worden / wie Dilichius pag. 68. redet. Hat einen Thumb / vnd ist das Schloß / darinn theils Grafen von Solms Hof halten; wie auch ausser dem Stättlein nicht gar ein halbe Meyl wol zu sehen das schöne vnnd reiche Closter Arnspurg / welches bey diesen Kriegs-Vnruhen gantz spolirt / die Orgeln darauß genommen / vnd die Bibliothec distrahirt worden. Nicht weit von dannen ist Hungen / ein Gräflich Solmisch Stättlein vnd Schloß.


Lichtenaw.


Dieses Stättlein ligt in dem Niedern Fürstenthumb Hessen / nach Cassel gehörig / in dem Thal / vnter dem alten / vnnd nunmehr verwüsteten Schloß Reichenbach / ist vmbs Jahr 1352 allbereit gestanden / vnnd von Henrico dem Eysernen vnd seinem Sohn / Landgraf Otten / befreyhet worden. Die Pfarrkirch hat man Anno 1415. gebauet / vnd stehet ausserhalb vber dem Stättlein ein sehr alte Capell / die Creutzkirch; vnnd dann vnter dem Stättlein eine Kirch / zu S. Kilian genandt. Es ist aber Liechtenaw / zusampt dem Rathhauß / vmbs Jahr 1520. innerhalb drey Jahren / zwey mal durch Brand verderbt worden. Der Orth / vnd die Refier / liget auff einer weiten höhe / zwischen dem Berg Meißner / vnd Riedtforst; daher man auß mangel eines fliessenden Wassers / viel Brunnenquellen in besondere steinerne Behalter / vnd Kümpe / vnd sonsten etliche Teiche geleytet / vnnd auffgefangen / auß welchen samptlich die Lossa entstehet / so nachmahln ihren Außlauff vnter Cassel in die Fulda hat. Dieses Stättlein ist Anno 1637. sampt der Kirchen / mehrertheils eingeäschert worden. Ein halbe Meyl davon / an einer Ecken deß gedachten Riedforsts / wie gesagt / ligt das vhralte / nunmehr verwüstete Hauß Reichenbach / auff einem sehr hohen Berge / daran noch ein sehr hoher Thurn / welcher in: vnd außwendig / mit grossen Quaderstücken außgemauert ist. Es hat vorhin eigene Graven von Reichenbach gehabt / denen das Ampt Liechtenau / in 12. Dorfschafften vornemblich bestehend / gehört hat. Gegen Reichenbach vber / doch in ziemblicher ferne / ligt das alte feste Hauß Boyneburgk / an der Lossa / so hart am Stättlein Liechtenau entspringt. Der Wald Rohrberg / ist die Wildban dieses Ampts.


Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_147.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)