Wird vor ein alte Bergstatt in Nider-Hessen
gehalten / in welcher jederzeit /
vnd von Alters hero / besonders aber / als
das Bergwerck zu Reichelsdorff / vnd
Iba / gebauet / die Lohnzeit / vnd Berg-Gerichte
angestellet worden / ligt an einem
Hügel / in einem Grunde / daher Sie gar
vnebne thalhängige Gassen hat. Der
Ackerbau / vnd Schäfferey / macht solch
Stättlein nehrhafft. Vnden dardurch fleust ein
schöner Forellenbach / auch Sontra
genannt / so etliche schöne Mühlen treibt. Es
hat diese Statt vmbs Jahr 1263. vnd dann
im 1387. viel Schaden durch Krieg
erlitten. An. 1558. hat das Fewer / so ein
Burger durch Flachs trocknen vervrsacht / die
Kirchen / den Glockenthurn / sampt fünff
Glocken / so wol alle Gebäw der Statt /
vnd die damaliger Zeit eingeerndte Frücht /
biß auff deß Fürsten Behausung / welche /
wegen eines nahe darbey gelegenen Teichs /
erhalten worden / verderbet. Anno 1598.
den 27. Julij ist der Kirchenthurn
vmbgefallen / vnd gleichwol der Thürner mit dem
Leben davon kommen / auch die Glocken
in solchem fallen vnverletzt blieben. Anno
1634 haben die Crabaten diesen Ort weit
vber die helfft abgebrannt. Das hieher
gehörige Ampt ist mittelmässiger grösse / in
12. Dorffschafften / vnd etlichen Höffen /
bestehend. Der Fruchtwachs ist ziemblich
starck / sonderlich vmb das Closter
Cörnberg / so ein halbe Meyl vber Sontra /
gegen Rotenberg werts / gelegen ist. Es
wohnen in diesem Ampt viel Edelleuth / die
da ihre eigene Gebiete / vnnd Gerichte an
einander ligend haben; daher auch ihr
Bezirck zusammen weit grösser vmbfangen / als
das Fürstliche Ampt an sich selbst ist;
nemlich / die Baumbächer / Boyneburger / so
von dem auff einem sehr hohen Berge
gelegnen Hauß Böneburg / dessen Mauren
noch vbrig / den Nahmen haben /
Treuschen / Biedenfeld / Stockheimer /
Hundelshauser / Dieden / Wersabe / etc. Der
besagten Treuschen Stammhause ist /
Brandenfelß; davon auch noch die
Mauren vbrig; der Baumbächer aber
Dannenberg / so noch zum
theil bewohnet wird.
Schloß / Statt / vnd Ampt / ist eines der
vornehmbsten Aempter deß Fuldastrohmbs /
mehrentheils Jenseit / wie auch
eins theils nach der Werra / im Riedforst /
vnd eitel hohen Bergen gelegen / sonst
allenthalben vmbher Hessen zuständig. Dz
Schloß ligt vorm Walde / / auff einem
ziemblichen hohen Berge / welcher daher
der Spangenberg genennet wird / weil an
demselben / wie auch an einem Hügel gegen
vber eine grosse menge kleiner runder
Steinlein gefunden werden / die alle von Natur
ein Zeichen / wie eine Spange / auff sich
haben / so wunderbarlich zu sehen. Das
Schloß ist ein sehr altes / hohes Gebäu /
länglicht gebauet / doch gantz geschlossen /
vnd hat eine Durchfart; ist sonst voller
alter Antiquitätischer Fürstlicher
Gemächer / hat auch einen feinen Fürstlichen
Saal / welche / wie auch andere Gemächer /
nach / vnd nach / von den Landsfürsten /
sein erbauet / vnnd verbessert worden; hat
auch einen stattlichen vber 60. Klafftern
tieff / durch den Felsen / gebrochenen Brunnen /
welcher / durch Esel / in einem grossen
Rade / aufgezogen wird / dardurch in
wenig Zeit / die Cisternen / so eine grosse
menge Wassers erhalten / erfüllet werden
können. Vmb das Schloß hat es erst einen
hohen / vnd mit vielen Thürnlein verwarten
steinern Zwinger / vmb denselben einen
sehr tieff in Felsen gehauenen weiten
Graben / worüber an beyden seyten deß
Schlosses starcke Zugbrucken gebauet seyn.
Folgends hat vmb diesen Graben Landgraf
Wilhelm der Fünffte einen hohen erdenen
Wall / mit gehörigen Palisaden / setzen /
vnd den Ort befestigen / auch mit etzlichen
Metallinen Stucken / vnnd anderer
Munition / genugsamb versehen lassen. Die
Statt selbsten ligt nächst vnterm Schloß /
auff einem Hügel / vnnd gleich demselben /
wie auch das Dorff Elbersdorff vnterm
Schloß / zwischen den beyden starcken
Forellen Bächen / die Pfeiffe / vnd Essa /
genant. Diese Statt ist zwar ziemblich
gebauet / doch von keiner sonderlichen grösse /
hat aber vnterwerts gegen Elbersdorff
eine Vorstatt; vnd ist diese Statt An. 1637.
bey einem Feindlichen Einfall / vnd daher
entstandenem harten Scharmützel / durch
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_192.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)