Seite:De Merian Hassiae 198.jpg

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in denselben wird gewiß die Werra / VVisara, oder VVesara, genennet: Wiewol sie den jetzigen Namen Werra (welchen / wie theils muthmassen / sie vom Guerra, vnd Verwirren / von der Krümme ihres Canals / vnd dem Streit / vnnd Kampff / den sie mit andern Flüssen / so sie zu sich nimbt / biß die Schleuß mit ihr vereinigt wird / hat / bekommen) nicht ehe von sich legt / biß sie mit der Weser sich vermischet. Wie Christophorus Brouverus lib. 3. Antiq. Fuldens. cap. 12. schreibet: Vnd wir / wegen der Nachbarschafft der Statt Trefurt / allhie vermelden wollen.

Anno 1640. seyn die Bäyrischen den Schwedischen zu Trefurt eingefallen. Es haben vor Zeiten gen Trefurt / Grossen-Beringen / Oster-Beringen / vnnd Wolfes-Beringen / gehört / so hernach die von Wangheim besessen haben.


Treysa / Treisen.


Ist die vornembste Statt in der Grafschafft Ziegenhain / an der Schwalm / vnd auff einem Hügel / gelegen / welche in Anno 1[1]73.[ws 1] erbauet worden / von Friderico, Grafen zu Ziegenhain / deß Eysern Landgraf Ludwigs Sohn. D. Nicolaus Rodingus, Professor vnnd Pfarrer zu Marpurg; Joan. Schrôderus, ein vornehmer berühmbter Theologus, wie auch der vortreffliche Jurist Nicolaus Vigelius, seyn allhie geboren worden. An. 1640. im Novembr. ist diese Statt Treisen / sampt den darumb gelegenen Dörffern / Nider-Grentzenbach / Stein / Loehrbach / Loßhausen / Rantzbach / Zell / vnnd Salmershausen / von den Käyserischen angesteckt / vnd wenig Tag hernach von denselben gar in die Aschen gelegt; darauf den 15. dieses Monats Novembris / das Treffen zwischen dem Käyserischen General Feld-Marschalck Lieutenant Barone de Bredau, (der auch in solchem blieben) vnd dem Weymarischen Obristen / Rheinhold von Rosen / so da obsiegte / zwischen Treysa / vnd Newkirch / bey einem Holtz / fürgangen ist; davon in tomo 4. Theatri Europaei Meriani fol. 222. seqq. mit mehrerm zu lesen / vnnd im Kupfer zu sehen.

Es ligt diese vralte Statt vnderhalb Ziegenhain / ohngefehr ein halbe Meyl wegs / vnd ist eine der Hauptstätte in Hessen / so vorhin mit schönen Gebäuen / sonderlich der Kirchen / auch Adelich: vnnd Burgerlichen Häusern / wol besetzt gewesen / vnd sich durchs gantze nächste Kriegswesen wunderbar erhalten; biß Sie Anno 1640. von den Keyserischen / angesteckt worden / daß Sie weit vber die helffte abgebronnen. In dem 5. Theil deß Theatri Europaei stehet / daß deß Jahrs 1647. das Stättlein Dreyß / bey Ziegenhain / von den Darmstättischen angegriffen worden seye: aber die darinn gelegene Niderhessische Mußquetirer / nebenst der Burgerschafft / hetten sich dermassen zur Wehr gesetzt / daß jene mit schaden wider abziehen müssen. Es hat bey dieser Statt ein schöne steinerne Brucke vber die Schwalm.

Das Ampt / so hieher gehört / wird das Gericht Schönstein genannt / welches auch an das Mäyntzische Ampt Neustatt / gräntzet. An diesem Ort ist die beste Wildbahn der Graffschafft Ziegenhain / so sich auß dem Haynischen Walde zeucht / so nunmehr zum Ober-Fürstenthumb / wie auch das Closter Heyna / gerechnet werden. An diesem Gericht Schönstein / bey dem Dorff Denßburg / wie auch Jespurg / sihet man auch das Gemäuer der daselbst gestandenen vornehmen Raubschlösser / vnnd stattlicher Mauren. Diese Graffschafft Ziegenhain ist von keinen sonderlich grossen Gebürgen / ausser dem Knull / dessen oben gedacht worden; vnd ist fast die ebenste Gegend im Lande / wie auch an der Eder. Fürters / von Treysa an / längst der Schwalm hinunder / zu beyden seyten / fast an die anderthalbe Meyl Wegs lang / ist deren von Löwenstein Gebiet / so der Löwensteinisch Grund genannt wird / allda man vor dem hohen Gebürg / dem Keller / auff einem zimblichen Berge / das Schloß / vnnd Stammhauß Löwenstein ligen sihet. Ist ein schöner Grund von vielen stattlichen Dörffern / vnnd Fruchtwachs / denen von Löwenstein / beyder Linien; wie auch denen von Vrff / Gilsa / Hanstein / Boyneburg / vnd andern / zuständig. Vnd gräntzet dieser Grund an den besagten Berg Keller / vnd die Graffschafft Waldegg; allda / hart an der Gräntze / die stattliche Eisenhütten / vnd Bergwerck /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. An zweiter Stelle steht eine Lücke. Da es sich bei Friderico um Friedrich von Ziegenhain (1155–1229) handelt, ist das fehlende Zeichen: 1.
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_198.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)