geschweiffte hohe Mauren / vnd Bildwerck; welches aber alles / wie auch die schönen Portalen / von lebendigem Heckwerck / vmb den Teich her / in dem nächsten Kriegswesen / sehr verderbt worden. Vor Jahren ist dieser Ort ein Closter gewesen.
Ligt zwischen Marpurg / vnd
Franckenberg / in Ober-Hessen. Ist kein alte
Statt / sondern die / noch so vor viel
Jahren nicht / ein Dorff / Oberwerter genannt /
welches aber allberait / zu deß Wygand
Gerstenbergers Zeiten / der Anno 1522.
gestorben / bemauret gewesen / vnd zu einer
Statt gemacht worden ist. Das Nider-Wetter
aber darbey ist noch ein Dorff.
Vnd seyn auß solcher Statt viel gelehrte
Leuth / als die Fontij, Decii, Vulteji,
Dryandri, Pincieri, Orthii, Fettii,
Laelii, Crollii, Breulaei, Calvini,
Kirchovii, Mylii, Mesomylii, Sylburgii, vnnd
andere mehr / entsprungen; welche Ulricus
Bollinger bey Rittero in Cosmogr. lib.
4. p. 731. beschreibet.
In dieser Statt ist ein Geistlicher Stifft / so jetzo der Hessischen Ritterschafft zustehet. Diesen Jungfrawen Stifft haben gestiftet Anno 1015. zwo Schwestern auß Schottland / so Königliches Geschlechts sollen gewesen seyn / deren die eine Adelmund / die ander Dickmund genannt. Von denen finden sich diese beyde Verßlein in der Kirchen;
- Almundis mea vita brevis, tu respice, qui sis:
- Hoc prior institui templum reditusque reliqui.
Bey der andern Person aber:
- Huic Ego successi, Digmundis nomine, gessi
- Conventûs regimen multis pręstando juvamen.
Vngefehr ein halbe Meyl von der Statt Wetter / ist das Dörflein Simmeshausen / neben der Landstrassen auff Franckenberg zu / darinn der treffliche Poet Euricius Cordus geboren worden. Bey ihr aber / der Statt / ligt das zerfallene Berghauß Melnau / vnnd der Flecken Rosenthal / welchen etwa vor alten Zeiten Mäyntz inngehabt; aber in An. 1464. widerumb an die Fürsten zu Hessen kommen ist. In der Rotenburgischen Saalsverzeichnuß wird dieser Orth Rosenthal ein Statt genannt / Dilichius aber nennet ihn p. 98. nur einen Flecken; der auch daselbst von der beschriebenen Statt Wetter / wie ingleichem Sauer in dem Stättbuch p. 326. seq. zu lesen.
So ist nicht weit von diesem Stättlein Wetter / das Dorf Cülb / bey welchem deß Jahrs 1643. H. Ernst Casimir / Graf zu Witgenstein / als Er / von Berlenburg auß / zum General von Königsmarck / der Contribution halber / gegen Ziegenhain / raisen wollen / im Wald / mit zweyen Kugeln / geschossen worden / daß Er selbigen Tags gestorben; wie in dem 5. Theil deß Theatri Europaei berichtet wird.
Diese Reichs-Statt ligt in der
Wetteraw / an einem fruchtbaren Orth / wo
die Dille in die Löhn fället / ein Meyl wegs
vnter Giessen. Ist ein alte Statt / von
vielen Käysern mit besondern Regalien /
Gerechtigkeiten / vnd Freyheiten begabet.
Es gab gleichwol Anno 1613. zwischen Herrn Ludwigen Landgraffen zu Hessen-Darmstatt / vnd dieser Statt / Streit / wegen der Erbvogthey / vnnd Schutz-Rechtens / vnnd hat damahlen die Statt einen Erb-Vogt eingenommen / vnd demselben geschworen / wie beym Meterano lib. 30. der Niderländischen Historien / zu sehen. Ihr der Statt Monatlich einfacher Reichs-Anschlag ist / acht zu Fuß / oder 32. Gülden / zum Cammergericht gab Sie vorhin Jährlich 17. Gülden 32. Kr. den Thaler zu 69. Kr. gerechnet. Jetzt / wie ich gelesen / nach der Vermehrung 29. Gülden / 10. Kr. 5. Heller. Als man schrieb An. Christi 1328. zohen Bischof Matthias / vnnd Graf Johann von Nassaw / der zu Dillenberg wohnet / mit gantzer Macht auß / zu beschädigen das Land zu Hessen. Da zog Landgraf Heinrich / Landgraffen Otten Sohn / ihnen entgegen / vnd kamen zu Wetzlar zusammen / vnnd stritten mit einander. Da blieb der von Nassaw todt / vnd mancher stolzer Ritter zu beyden seyten / vnd wurden viel Edelleuth gefangen. Jedoch so war deß Landgraffen Schaden am grössesten; stehet in der Franckenbergischen Chronic am 38. Blat / vnd dieses geschahe auff S. Laurentius Tag.
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_212.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)