Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 007.png

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statt haim / sich auff ein gen enden / als Tübingen / Eßlingen / etc. Theils haben das Wörtlein Dorff / als Düsseldorff / vnd andere / etc. Theils auch die Römische Namen behalten / nur daß sie solche ein wenig geändert haben / als Campodunum Kempten / Iuliacum Gülch / Novesium Nuyß / etc. Theils haben die alte Römische Namen / nach dem die Römer vertrieben worden / gantz verändert / als da seyn Arae Flaviae Nördlingen / Aventicum Wüfflisburg / Iuvavia Saltzburg / Vicus Iulius Germerßheim / etc. Vber Rhein zwar hat es auch vor Alters allbereit Stätte gehabt / als Cöln / Trier / Zabern / Solothurn / vnd andere; welche aber folgends / wie auch die in AltTeutschland / je länger je mehr zugenommen / gehäufft / vnd die alten auch mehrers gezieret / vnd befestiget worden seyn / also daß / wann man sie gegen den vorigen halten wolte / dieselbe vielmehr Dörffer / als Stätte / zu achten weren / vnnd die heutige alle New dargegen zu seyn / scheinen würden / vnd man sie gegen den Alten kaum erkennen köndte. Vnd ist / vor dem jetzigen leydigen Krieg / das Teutschland mit so vielen Stätten / Schlössern / Vestungen / Clöstern / Dörffern vnd Weylern erbawt / vnd mit solcher schönen Gelegenheit gezieret gewesen / daß es diß Orts keinem Lande etwas bevor geben. Welche schöne Gestalt aber so häßlich zugerichtet worden / daß / wann ein Durchreysender jetziges Teutschlandt betrachtet / vnd das vor wenig Jahren geweste dargegen hält / er / ohne Vergiessung heisser Zähren / solches nicht anschawen kan. Er erfähret / wann er anders seinen Verstandt hat / daß zu diesen letzten grewlichen Zeiten alles / was hiebevor das Teutschland vber andere Lande / vnd Königreich erhoben / berühmbt / groß vnd herrlich gemacht hat / jetzt vor vnsern Augen je mehr vnd mehr abgenommen / dahin gesuncken / vnd zu Boden gefallen / vnd vns fast nichts von der hiebevorigen Glückseeligkeit vbergelassen: sondern alles entweder allbereits hinweg genommen / oder doch gefährlich geschwächt / vnd geändert worden: Hergegen aber die Laster gewachsen / vnd höher gestiegen seyn. Vnd zweifflen ihr viel / ob Teutschland / vor dem allgemeinen Ende der Welt / sich wider erholen / vnd mit Frewden das Haupt auß dem Staub / vnd Blut / darinn es gewaltzet wird / erheben werde: sintemahl etwas recht beständig zu hoffen / noch zur Zeit kein satt Fundament / welches gottselige vnnd rechtschaffene Hertzen befestigen möchte / eygentlich erscheine. Gleichwol so müssen wir jetzt erlebte darumb nicht vnterlassen / ein jeder an seinem Orth / vnsers nunmehr elenden allgemeinen Vatterlandts voriger Glückselig- vnd Herrligkeit / vns mit danckbarem Hertzen zu erinnern / auch vnsern Nachkommen dieselbe vor Augen zu stellen / ob sie vielleicht dardurch möchten zum Eyfer erwecket werden / nach Göttlicher Ordnung / das ist / mit gottseligem vnnd tugendhafftem Wandel / was noch stehet / zu erhalten / was gefallen / wider auffzurichten / vnd was verlohren / wider zu bringen. Zu welchem Ende dann / nach dem Talent / so mir mein Himmelischer Vatter / vnd Herr / anvertrawt / vnd auff Ermahnung vnd Begehren vieler guthertzigen Liebhaber ihres Vatterlandts / Ich mir vorgenommen / mit Verleyhung Göttlicher Gnaden / die

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_007.png&oldid=- (Version vom 6.1.2019)