gehet diese Adeliche Gesellschafft den andern Zünfften vor / vnd werden allwegen drey in den grossen Rath erwehlet / da man in den andern Zünfften nur zween auß einer nimbt / deren Zünfften zwölffe seyn / auß welchen der Grösser / vnnd Kleiner Rath erwehlet wird. Vnnd sitzen im grossen Rath / so selten gehalten wird / 200. vnder welchen 18. von Adel seyn. Im Kleinen sein 50. vnd vnter denselben 6. vom Adel. Den nechsten Gewalt nach den Burgermeistern / die es auch noch allhie / haben die Zunfftmeister / welche sie Oberste Meister nennen. Vnd diß Regiment ist Anno 1335. oder 36. angeordnet worden / vnd war der Erste Burgermeister Rudolph Brunn / Ritter.
Hat zwar hernach Auffruhren geben / wie dann Anno 1350. die außgeschaffte vorige Regenten der Statt / ein Mord-Nacht angestifftet haben / welche aber zu ihrem Verderben außgeschlagen. Es hat diese Statt die Oberstell vnter allen Eydgnossischen Orten / vnnd die Macht einen Eydgnoß-Tag außzuschreiben. Vnd wann man nach Baden zu demselben erscheinet / so berufft der Zürichische Gesandte die andere auß den Wirtshäusern in den Rath / vnd sitzt er etwas erhöcht oben an bey dem Tisch. Den nechsten Orth nach ihm hat der Bernische / darnach der von Lucern / vnd so fortan. Darauff proponirt der von Zürich / vnd samblet der Vogt zu Baden die Vota oder Stimmen. Wann Außländische Potentaten Gesandten schicken / vnd die ankommen / so begehren sie an den Rath zu Zürich einen Tag anzustellen: Oder / wann die Ort ohne das beysammen / Erlaubnuß für Rath zu erscheinen. Sie ist zwar in der Bündnuß erst der fünffte Ort gewesen / weil sie aber so berühmet / vnnd mächtig / so hat sie / wie gemelt / in den Land-Tägen vnnd Verschickungen den Vorzug.
Sie hat sich lange Zeit mit Außländischen Potentaten in keine Bündnuß eingelassen / sondern ihre Freyheit erhalten; biß sie endlich An. 1613. mit dem König auß Franckreich Bündnuß gemacht hat. Ihre Burger schweren im Jahr zweymal auff den Articuls-Brieff: Wie hiervon / was gesagt / auch andern Sachen / so kürtze halber vbergangen werden / derselbigen Glück vnd Vnglück / Kriegen / vnd dem gewaltigen Thurnier / Anno 1165. allhie gehalten / Stumpfius in der Schweitzer Chronic / Munsterus in seiner Cosmographia, Josias Simlerus, von hier bürtig / de Rep. Helvetiorum, Daniel Heremita Belga de Helvet. etc. situ, Repub. moribus, J. J. Grasserus in seiner Schatzkammer / Georg. Brunn in seinem Theatro Urbium, Michael Heberer in der Egyptischen Dienstbarkeit / Matth. Dresserus von den Teutschen Stätten / P. Bertius lib. 3. Comment. Rer. Germ. vnnd andere so von den Eydgnossischen Sachen / vnnd Teutschen Stätten geschrieben haben / zu lesen seyn.
Es hat diese Statt ein grosses Land / so man einem Fürstenthumb vergleichet / vnd daß mehr als dreyssig Vogtheyen vnnd Aempter / groß vnnd klein / begreiffet / darunder die Grafschafft Kiburg / vnd Lauffen am Rhein / seyn / welche Vogtheyen ihre alte Gewonheiten vnd Privilegia haben.
Vnnd ist vnder ihren Herrschafften / so durch Kauff oder Pfandschafft / an die Statt kommen / auch das Frey-Ampt / vnder der Statt vnd Landschafft Zug / hinab / zwischen dem Berg Albiß / vnnd dem Wasser Rüß / ein zierliche Landschafft / sich gar nahe auff 2. Meyl wegs erstreckende / so bey zwölff Pfarr-Kirchen / vnnd die Abbtey Capel hat. Vnd wird solche auch die Vogthey Knonow genannt / weiln der Züricher Land-Vogt / vber das Frey-Ampt / seinen Sitz im Schloß zu Knonow hat.
Es gehört dieser Statt auch die Vestung Forsteck / im Rheinthal / nicht weit von dem verbranten Schloß Sax / oder Hohen-Sax / vnnd zwischen dem Stättlein / vnnd Schloß Werdenberg / vnd Altstätten / gelegen / so der alten Freyherren von Hohensax Residentz gewesen. Vnd haben beyde Schlösser Sax / vnnd Forsteck / die Appenzeller vnd S. Galler / vmbs Jahr Christi 1450. verbrant: Forsteck aber ist wieder erbawet worden; welches auch nach der in An. 1586. den 22. Novembris / erlittenen Brunst / geschehen. Herr Vlrich Philips von Hohensax / so Anno 1585. gestorben / hat fünff
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_019.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)