Ja an etlichen Orthen man ihme vmb dieses seines Wachsthumbs willen / mit denen darauff vnd daran gestandenen Bawren Häusern oder Hütten / habe weichen müssen: Es wachsen auch auß ihm grosse rauhe Schrollen oder Eyßschulpen / wie auch Steine / vnnd gantze Felsenstück / die der Orths befindliche Häuser / Bäume vnnd anders von sich beyseits in die Höhe schieben. Es ist bewust / daß man dort herumb auff dem hohen Alpen Gebürge Jahr vnd Tag Schnee findet / vnd wann schon solcher bey hitziger Sommers Zeit etwas zerschmiltzet / so congeliret vnnd erhärtet er sich doch vber Nacht viel sehrer als zuvorn / daß er an etlichen Orten fast zu einem Stein wird / sich selbsten schier einem Christall gleich läutert / welches alsdann das Landvolck einen Gletscher nennet / davon dieser Eyßzapffen tragende Berg similtudinariè seinen Namen hat. Diese Zapffen vnnd Schrollen haben nun so kräfftigen Trieb / daß sie vielmahls krachen: So thut sich auch der Berg / zumal SommersZeiten / an manchem Orth voneinander / vnd wirfft von hartem Sand / Stein / Holtz vnd wüster Erden auß. Vnd in deme er nun vnderschiedlicher Orthen sich also von einander spaltet / Klüfften vnnd Hölinen machet / gibt es einen Thon vnd Knall / dem Donnerschlag gleich / vnnd als wolle das Erdreich brechen / welches vns die Eygenschafft seiner Lufft-Adern / so obgedachtes Wachstumb treiben / zu erkennen gibet / als sonsten vns der Berg Aethna, vnnd Vesuvius, den Außgang Irrdischen Fewers / vnnd die Voragines Maris der Wassern Eingänge anzeigen. Diese grosse Klüfften vnd Abgründe verfallen dann an manchem Ort widerumb / vnd entstehen andere newe / mit gleichem krachen. Ihrer sein theils vnergründlich / theils auff etliche hundert Klafftern tieff / welches den Wandernden / vnd Jägern / zumahl Winters Zeiten / bey gefallenem Schnee / vnnd verweheten Löchern / sehr gefährlich ist / die sonsten ihr Wildprät / auch andere anders Fleisch / im Sommer hinein hencken / so von der Grufften grosser Kälte gefrieret / vnd sich lang darinnen hältet. Von oben her ist er als ein gantzer Felsen rauhe vnnd spitzig: Hat an seiner Obern Seiten den Mettenberg vnd Schrickshorn / er hanget an vielen Orthen weit vnd breit herfür / vnd benimbt durch sein wachsen / wie oben gemelt / dem Bauersmann die Weyde / Allmend / vnd Häuser. Ist also ein rechter Wunder-Berg. Es wird auch in dieser Gegend Cristall gefunden / vnd gegraben. Von ihme ist in der Schweitzer Chronic Herrn Johann Stumpffens lib. 9. von den Lepontiern / c. 12. etwas / ein mehrers aber in Johann Rudolph Rebmans Poetischem Gastmahl / fol. 151. vnd 487. wie es zu Bern Anno 1620. getruckt worden / zu lesen.
Ein Stättlein vnd Vogthey / an der Aar / oder Arola, vnnd auff dieses Wassers rechten Seiten / bey Wietlispach / zwischen Solothurn / vnd Aarwangen / vnnd zwar von diesem Flecken / so ein Bernerischer Fleck vnnd Herrschafft ist / vnnd auch auff der rechten Seiten der Aar zu finden / ein Meyl Wegs gelegen. Es hat Wangen vor Zeiten eygene Graffen gehabt. Jetzt wird solches Stättlein / sampt der Herrschafft / durch einen Bernerischen Land-Vogt verwaltet.
In der alten Landgraffschafft Buchsgäw / bey einer Meyl Wegs vnter Solothurn gelegen. Hat etwan Freyherren diß Namens / hernach die Grafen von Thierstein gehabt / von denen es durch Kauff an Bern kommen ist. Hat den Namen von einem grossen Bronnen / welcher allernechst darbey so reichlich auffquillet / daß ein Bach darvon vberzwerg durch das Stättlein fleust / vnnd außwendig an der Stattmawer ein Mühlin treibet. Hält 2. Jahrmärckt. Das Schloß Bipp ligt gleich neben dem Stättlein am Gebürg. Wie hievon vnd dem Buchsgäw / Stumpfius in der Schweitzer / vnnd Christian Wurstisen in der Baßler Chronic / mit mehrerm zu lesen seyn.
Ein kleines Stättlein / vor Zeiten aber war es ein Hauptstatt deß gantzen Helvetierlands /
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_032.png&oldid=- (Version vom 9.3.2019)