Seite:De Merian Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae 083.png

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Cleven / Clavena.

Dieser Statt Namen kompt her vom Lateinischen Wort Clavis, das ist / ein Schlüssel: Wie sie dann auch ein gewaltiger Paß ist / an dem Fluß Meyre / vnnd bey dem hohen Gebürg gelegen. Anno 1488. hat Fraw Bona, Hertzogin zu Meyland / vnd ihr Sohn / Johann Galeatz Sforza / diesen Ort / den die drey Bünd kurtz zuvor geplündert / vnd in den Brand gesteckt / mit Mauren vmbgeben / vnd mit Thürnen bewahren lassen / welches Werck die Grawbündter / als sie folgends Herrn dieses Ländleins / so allbereit in Italien gelegen / worden / im Jahr 1526. hin vnd her / sampt der Vestung / oder dem gewaltigen Schloß allhie wieder haben abbrechen lassen. Die Innwohner reden Italianisch / haben Weinwachs / Aecker vnd Wiesen / vnd nahe bey der Statt / am Fuß deß Bergs / viel Weinkeller / so sie Grotte nennen / darin der Wein Sommerszeit sehr kühl ist. Der Lufft ist gut vnd rein / allein bringt der Vnterwind in der Hitz / was vngesundes von dem See herauff / darvor man sich zuhüten hat. Hat herrlich schön / vnnd künstlich erbawte Behausungen / sampt daran stossenden schönen Lustgärten / auch ein feines Ampt- vnd stattliches Kauffhauß. Es seyn da sechs Kirchen innerhalb der alten Ringmawer / vnd drey ausserhalb / darunter die zu S. Lorentzen die fürnembste ist. So gibt es auch allhie allerley Gewerb / Factoreyen / vnnd Handwercke / ingleichem einen reichen Spital. Es hat von dieser Statt das Land herumb / so ein besondere Graffschafft ist / den Namen / welche oberhalb dem Comer-See / im Antritt deß Alpgebürgs / so Teutschlandt vnnd Italien von einander scheydet / inner wunder hoch erhebten / vnd rauhen Bergen gelegen / zwischen welchen sie sich von ihrem Haupt / der besagten Statt Cleve (so in den nächsten Kriegen wider ist fortificirt worden /) in 3. Thalgeländ hinauß erstreckt / deren das eine hinauff an den Pregell / das andere hinab an den ComerSee / vnnd das dritte hinein an den Berg Vrßler / oder den Splügner / so ein Theil deß mächtigen Gebürgs Adulae ist / langet. Siehe hievon ein mehrers in Johann Peter Gulers Chorographisch- vnd Historischen Beschreibung deß Veltlins / der Herrschafft Wormbs / vnnd der Graffschafft Cleve. Käyser Otto II. hat Anno 980. Herrn Hildebranden (al. Hildebalden) Bischoffen zu Cur / den Zoll der Brücken / so zu Cleve vber die Meyra gehet (wie der biß dahin / den Keyserlichen vnd Königlichen Rechtsamen gemäß / durch die Kauffleuth bezahlt worden /) vbergeben / vnd zugleich auch den Hüter vnd Verwahrer der Brücken / so Leo hieß / sampt dessen Kindern / vnnd andern Leibeygenen Leuten / Manns- vnd Weibspersonen / die in Cleven dem Käyser zugehöreten / geschencket. Guler. in Rhaetia lib. 8. f. 110.


Haldenstein.

Ein halbe Stund von Chur / jenseit Rheins / auff seiner lincken Seiten / ligt das Schloß / vnd freye Herrschafft Haldenstein / so Anno 1616. Herrn Thomae von Schawenstein / zu Ehrenfelß / Rittern / beyder Rechten Doctorn / Bürgern / vnd deß Raths zu Chur / gehöret / den Keyser Matthias in den Freyherrenstand erhoben / auch mit Müntzen / vnd andern schönen Privilegien / begabt hat. Ist vnter dem Schutz der Grawbündter. Johan. Gulerus, vnd Fortunatus Sprecherus, beyde in ihren Rhaetischen Historien.


Disentis /

Ein Praemonstratenser Ordens Abbtey / beym vordern Rhein / da herumb Welsche Lepontii wohnen / zwischen Tavetsch / vnd Ilantz / vnter dem Luckmannier Berg / vnd im Thal Medels / gelegen / so etwan ein Stand deß Reichs gewesen ist; aber anjetzo von den Graubüntern eximirt wird. Was den Vrsprung jetztgedachten Rheinstrombs anbelangt / so setzet Josias Simlerus, in Commentario de Alpibus, desselben drey Bronnen / als deß Mitlern im Gebürg / Cadelin / deß vordern vff dem Crispalt / vnnd deß hindern auff dem Berg Colmo de Occello genannt / so alle drey nahend beysammen / vnnd / von den Alten / mit einem Nahmen / der Berg Adula genannt worden. Andere sagen / daß der andere theil deß Rhaetischen Alpgebürgs sich ziehe / von dem Setmer / gegen Niedergang /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_083.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)