Seite:De Merian Sueviae 020.jpg

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hergegen alle andere / wieviel auch derselben gewesen / entweder gantz vntergangen / oder doch entweders den Nahmen / oder die Freyheit einer Römischen Coloniae, vnnd[1] Burgerrechts / oder beydes mit einander verlohren haben. Theils führen den Namen Vindelica auch von dem Lech her / in welchen allhie die Wertach (in welche allda die Sinckel kompt) vor Zeiten Vinda, oder besser Vindo, geheissen / welche Vermischung mitten in Vindelicia geschicht / als davon der Bodensee / vnd der Inn[2] / wo er in die Thonaw kompt / die Gräntzen dieses Lands / in gleicher Weite abgelegen seyn / welche Gegend von den Römern Rhaetia Secunda genandt worden / deren Landvogt allhie zu Augspurg gewohnet hat.

Es ligt diese Statt auff einem lustigen Bühel / hat gegen Orient / vber den Lech / das Bäyerische Stättlein Friedberg / gegen Mittag die Algöwische Alpen / vnnd das Stättlein Landsperg / gegen Mitternacht die Thonaw / vnd gegen der Sonnen Nidergang stößt sie an die Marggraffschafft Burgaw / vnd endet sich zu Augspurg das Schwabenland / darinn sie noch ligen thut. Hat ein freye heylsame Lufft / vnnd ist der Boden herumb gar eben / vnd fruchtbar an allerhand Früchten / jedoch ohne Weinwachs. Hat vmb vnd vmb eine weitschweifige Weyd / ein feyst letticht Erdrich / lustige Felder / zum Gevögel / vnnd anderem Wildpret bequem / mit den schönesten Försten vmbgeben Es wirdt diese Gegend gerings vmb mit lustigen fliessenden Bächen / von lauteren vnd klaren Brunnenwassern begossen / mit den schönesten Gärten / vnd Lusthäusern darinnen gezieret. Es führet die Statt zum Wappen eine Pine / Trauben / oder Apffel / vnd ist zuvermuthen / weiln diese Lands-Art viel spitzige Nußbäume / als Dannen / Fiechten / Fohren / oder Rothdannen / Wildflichten / vnd Lerchenbäum hat / daß dessen zugedencken / eine dergleichen Frucht in der Statt Wappen kommen seye / vnd es also nit eben ein Zirbelnuß in specie seyn / oder von der Göttin Cybeles, oder Cisae Bildnuß (welche / ob sie die Augspurger verehret haben mögen / noch vngewiß ist /) oder deß Drusi Grabmahl herkommen muß. Vnd hat also das besagte Lerchinholtz / wann schon solches vor den Flammen nicht durchaus sicher ist / die Eygenschafft vor andern Bäumen / daß / so es glättet / oder gehoblet / vnd am Rauch gedörret wirdt / es nicht bald das Fewer fasset / auch nicht bald faulet / sondern am Wetter wirig ist / wie an den Caminen zu sehen. Sie ist von der obgemeldten Colonia, anzurechnen / vngefehr fünffhundert vnnd fünfftzig Jahr / in der Römer / vnnd Gothen Gewalt gewesen: Von denen sie vnter der Francken Beherrschung kommen / biß daß das Römische Reich auff die Teutschen Käyser gelanget / vnter denen folgends diese Statt / vnd denen von jhnen gesetzten / vnd belehneten Hertzogen in Schwaben / gewesen ist / biß sie sich von dem letzten Conradino, mit vilem Gelt frey gemacht / vnd von den Käysern herrliche Privilegien erlanget hat / wiewol sie jr Land- vnnd Reichs Vögt biß dahero gehabt / deren Gewalt anfänglich grösser gewesen / weil sie einen Statt- oder Vntervogt / oder Schultheissen der Statt / mit Willen deß Raths / setzen mögen / vnnd derselb den peinlich- vnnd Bürgerlichen Sachen vorgestanden: Welcher Stattvogt aber / nach dem Statt Buch (welches endlich Käyser Rudolph der Erste / durchauß bestättiget / vnd Bischoffen Hartmann dahin genöthiget / daß er es / wider seinen Willen / vnderschreiben müssen) richten / die Straffen nach deß Raths Determination bestimmen / vnd also sich intra terminos praescriptos halten müssen / biß sich die Bürgerschafft bey besagtem Hertzog Conradino, von solcher Land- vnd Stattvogtey / so ferrn abgekaufft / daß sie hinfüro jhr selber / auß jhren Geschlechtern (daran sie einiger Hertzog / oder Landvogt / nicht solte hindern) einen eygenen Rath zu wöhlen / vnd Stattpfleger (an welchen das gantze Stattwesen solte gelegen seyn) zu setzen gute Macht haben: Jedoch das Malefitz vnd Halßgericht / wie es von Alters her gewesen / den Landvögten ohnwidersprechlich / verbleiben: Deren Ampt, als höchsten Gewalt / biß dahin sie Teutschen Käyser / vnnd von jhrentwegen / die angedeute Hertzogen zu Schwaben / gemeiniglich wolversuchten vom Adel / oder auch wol etwan fürnehmen reichen Bürgern / vnd Geschlechtern:

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: vund
  2. Vorlage: Iun
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_020.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)