Seite:De Merian Sueviae 112.jpg

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ist / so jhr Exercitium in vnderschiedlichen zwo Kirchen haben. Die Grafen von Eberstein haben in der Statt ein Gräfflich Hauß; aber die Herrn Marggrafen von Baden keins. Ein halbe Stundt von Gerspach ligt das Schloß Eberstein in der Höhe / den gemeldten Herrn Grafen von Eberstein gehörig / welches / wie Crus. in seiner Schwäbischen Chronick / part. 2. fol. 107. schreibet / Käyser Otto I. dritthalb Jahr lang vergebens belägert hat.


Geylendorff / Gaildorff.

Ein Lympurgisch Stättlein / vnd Schloß / 3. Meilen von Schorndorff / vnnd drey Stund Wegs von Schwäbischen Hall / gelegen: Hat nur eine Kirchen / darinn 2. Prediger / der Augspurg. Confession. Das Schloß ligt nahend darbey / vnd auch in der Statt / so schön / vnd groß ist / daß 2. Hoffhaltungen darinn seyn können: Hat aber auch einen Außgang auffs Land / daß man nit durchs Stättlein / so am Kocher ligt / darff. Es fangt bey disem Stättlein der Weinwachs an / so aber gemeiniglich gering / vnd sauer ist. Es gehört den Herrn von Lympurg auch der Wildbrunn Weltzheim / so das Thier- oder Wildbad genant wird / weil es ein Thier erfunden haben soll. Ligt ein gantz geringen Weg beyseyts Weltzen / in dem Hertzogthumb Würtenberg / zwischen den Stätten Schorndorff / vnnd Schwäbischen Gemünd / in einem schönen / doch nit gar grossen Thal / durch welches das Fischreiche Wasser die Leine fliesset. Ist nächst herumb mit gar schönem starckem Dannenholtz / doch nit zu dick / besetzt / darinn man sich erspatzieren kan. Fliesset auß einem harten Steinfelsen in grosser Menge / muß aber gewärmet werden. Hilfft vielen Fiebern / vnd andern Kranckheiten / davon D. Joh. Rémelinus einen eygenen Tractat Anno 1619. zu Augspurg in 4. hat drucken lassen. Sonsten gehören die H. von Lympurg in den Fränckischen Craiß / dahin auch / nämlich / zum Franckenland / besagtes Stättlein zu referiren gewesen wäre: Ist aber / wegen deß erwehnten Wildbrunnens / vnnd weilen das Lager deß Stättleins Gaildorff sonsten in Schwaben ist.


Geysingen.

Ein Stättlein vber 1. Meil vnter Thon-Eschingen / (so ein Fleck vnd Schloß / ) im Thonawthal / welches sich von der Thonaw Vrsprung / oder besagtem Fürstenbergischen Thon-Eschingen / biß gen Thonawerth / erstrecket. Dieses Stättlein Geysingen gehört vormaln den Herren Graffen von Fürstenberg / jetzo Herrn Frantz Carlen von Thon-Eschingen zu / darbey das Berg-Schloß Wartenberg ligt.


Giengen.

Dieses ist vor seinem Vnfall vnd Brandschaden / ein lustiges wolvermögliches Reichs-Stättlein / an dem Wasser Brentz gelegen / gewesen / dessen Monatlicher einfacher Anschlag war einen zu Roß / vnd zwölff zu Fuß / vnd zu Vnterhaltung deß Cammergerichts / nach dem erhöchten Anschlag / järlich 50. fl. den Thaler zu 69. Kr. gerechnet. Ligt zwischen Vlm vnd Nördlingen / fast auf halbem Weg / vnd ist der Augspurg. Confession zugethan. Das Land daherumb ist lustig vnd fruchtbar. In besagter Brentz / gibt es herrliche Fisch. Vnd hatte vor dem Krieg / vnd der Brunst / es allhie einen guten Spital. Das Kloster Herbrechtingen / hat das Jus Patronatus von alten Zeiten allda gehabt. Es haben aber die Gienger einsmahls / als Henricus Hitzlerus Mergelstettensis Abbt daselbsten war / solches Kloster geplündert / vnd angezündet / deßwegen sie vom Papst Nicolao nach Rom citirt worden seyn / biß die Sach Anno 1453. von Pfaltzgraff Ludwigen bey Rhein verglichen worden ist. Crusius in Annal. Suevic. & Relationes.

Anno 1354. hat Käyser Carolus Quartus mit Bewilligung der Churfürsten / Burg vnd Statt Giengen / den Grafen von Helffenstein / für ein recht Edel ErbLehen von dem Heiligen Reich / verliehen; wie beym Besoldo in Thesauro pract. voc. Reichs-Statt pagina 677. sequentib. zu lesen. Wie aber dieser Orth wider zum Reich kommen / wirdt daselbst nicht gemeldt. Anno 1384. an S. JacobsTag / hat es einen Wolckenbruch

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)