Seite:De Merian Sueviae 160.jpg

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allda es vor dem jetzigen Krieg sehr reiche Leuth geben. Es führe diese Statt einen schwarzen Löwen in dem Schild. Vnd dieses sagt gemeldte Chronick.

Die letzte verwichene Jahr hero / hat dieser Orth / durch das leydige Kriegswesen / vil außgestanden. Anno 1648. ist im Dorff Geerlingen / so in das Leonberger Ampt gehörig / ein Weinhäcker / Nahmens Hanß Keyl / herfür kommen / so sich Göttlicher Offenbahrung gerühmet hat: Wie der davon in den Druck gegebner Bericht / vnd H. D. Tobiae Wagners Propheten Predigt / wider jhn zu Eßlingen gehalten / zu lesen. Er ist hernach / als ein Betrüger / auff Fürstlichen Befehlch / gefänglich eingezogen / vnnd folgends / so viel man Nachricht / deß Lands verwiesen worden.


Lettstätten /

Im Klettgöw / ein Marckt / so An. 1633. abgebrandt / vnnd mit den Bauern allda vbel gehauset worden ist. Der newe Meteranus nennet diesen Orth / libro 51. folio 270. Lothstätten / vnd sagt also: Jn dem zimlich starcken Flecken Lothstätten / in dem Klettgöw / hat der Herr von Villefranche, ein Frantzoß / Quartier mit 200. Pferdten genommen / den die Jnnwohner vberfallen. Er aber den Flecken anstecken lassen / 200. nidergehawt / vnd 250. gefangen. Es gehört sonsten das Klettgöw Herrn Grafen von Sultz meistentheils zu.


Leutkirch /

Ein Reichsstatt / im Algöw / am Wasser Eschach / darzu bald die Aitrach kompt / auf einer Ebne gelegen / darob es aber gleich einen Berg / der Hochberg genandt / hat / auff welchem vor Zeiten ein Schloß / zum Rotenfan / oder Bolanda genandt / soll gestanden seyn; welches der Römer Wilpart / eines Römischen vertriebenen Herrn / des Curii (den Thomas Lyrer in seinem Schwäbischen Chronico einen Käyser nennet / ) vierdter Sohn gewonnen / gebawet / vnd Leutkirch soll genandt haben. Aber viel glaublicher ist anderer Meynung / die da sagen: Daß die Pfarrkirch allhie zu S. Martin / deß gantzen daselbst herumb gelegenen Landes Pfarrkirch gewesen sey / so noch vil Kirchen auf dem Lande vnter sich / vnd grosses Einkommen hat / vnnd daher von so vielen Leuthen / die dahin Pfärrig / sie / vnd also folgends auch die darbey auffkommene Statt / den Nahmen Leutkirch / bekommen habe. Wie alt aber solche Kirch / welche Römisch-Catholische zu Leutkirch innen haben / sey / weiß niemandts kein gewisse Zeit zubenennen / ist vermuthlich / daß die erste Kirch gebawet worden / als das SchwabenLand zu dem Christenthumb ist bekehret worden. Jn der jetzigen Kirch / so ein trefflich gantz gewölbt stattlich Gebäw / hat das lang Hauß / oder Vntertheil der Kirchen / ausserhalb deß Chors / drey schöne Gewölb / auff 8. Säulen stehend / deren das Mittel vil höher / als die zwey Nebengewölb. Vnnd hat der Vntertheil in die Länge hundert vnd fünff vnd zwantzig / vnd in die Breyte acht vnd siebentzig Schuh. Der Chor ist vmb 4. Staffel erhöhet / vnnd künstlich gewölbt: Hat in die Länge fünff vnd fünfftzig / in die Breyte aber zwey vnd dreissig Schuh. Dieser Baw / als der an statt der alten Kirchen / auff den alten / doch erweiterten Platz / vnd Orth / gesetzt worden / hat seinen Anfang laut der Jahrzahl / welche in der vntern Thür gehawen / Anno 1514. genommen / ob der Sacristey Thür stehet 1518. in dem Gewölb ob dem hohen Altar 1519. Auß Bericht der Alten hat man / daß die Pfarrkinder so wol in der Statt / als die auff dem Land wohnende / (deren drey vnnd zwantzig vnderschiedliche Orth seyn / ) den höchsten Eyffer bey diesem Kirchenbaw haben sehen lassen / also / daß die auff dem Land Stein zugetragen / so offt sie in die Statt / deß Gottesdiensts / Marckts / oder andrer Vrsach halber / kommen seyn. Dieser Kirchbaw ist zu Ehren der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit / den 10. Septembris Anno 1519. eyngeweyhet / vnd die Jährliche Kirchweyhung auff den Sonntag Vocem Jucunditatis gelegt / vnnd zu einem Patronen der H. Bischof Martinus erwöhlet worden; S. Kilianus aber deß vor dem Chor stehenden Altars (als allda in der alten Kirchen der hohe Altar gestanden) Patron verblieben. Die Geistliche dieses Tempels

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_160.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)