Seite:De Merian Sueviae 184.jpg

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Munderkingen.

In dem Inßbruckischen Libell wird dieses Stättlein / auch an der Thonaw / oberhalb Vlm gelegen / Anno 1518. auffgericht / zweymal Mundrichingen genandt. Hat gleiche Meynung damit / wie oben mit Mengen; vnd ist jetzt wider Oesterreichisch. Hat ein Decanat / vnd ist das letzte mal Anno 1648. von den Schwedischen / wie man geschrieben / außgeplündert worden. Bauhinus sagt / es lige dieser Oesterreichische Orth an der Thonaw / 4 Meiln von Boll. Es ligt nicht gar weit von dannen das hohe Berg-Schloß Busch. Das besagte Stättlein / ist in diesem Krieg also zugerichtet worden / daß nach / vnd nach / ein Hauß nach dem andern eynfallen thut / wie berichtet wird.


Murrhart / Murrhartum,

Im Hertzogthumb Würtenberg / an der Murr / zwo Meilen von Schwäbischen Hall / vnd zwo grosser Meilen von Schorndorff / gelegen. Es solle vorhin dieses Stättlein vnter das Kloster allhie gehört haben / so vnter Käyser Ludovico Pio, vmbs Jahr Christi 816. (in einer geschriebenen Chronick stehet / vnter Pipino, Caroli Magni Vattern) seinen Anfang bekommen hat. Vid. Crusius in Annalib. Suevic. part. 2. lib. I. c. 12. Wie man berichtet / solle solches Stättlein wider vnter deß besagten Klosters / vnd desselben Praelaten Gebieth kommen seyn / (wiewol in besagter geschriebenen Chronick stehet / daß die Graffen von Würtemberg / als Schirmherrn / einsmals das Kloster / so einem Fugger von dem Papst / vmbs Jahr 1480. versetzt worden / wider gelößt haben.) Ist jetzo wider Würtembergisch. Hat ein Vorstättlein / vnd gutes Wirtshauß darinn.


Nagolt.

Diese Statt / so noch Würtembergisch ist / hat ein Ampt / vnd Bergschloß. Ligt an der Nagolt / daher jhr Nam. Graf Otho zu Hohenberg / wie in einer geschribnen Chronick stehet / gibt seinem lieben Oheim / Graff Eberharden von Würtenberg / vnnd Vlrichen / Gebrüdern / auch jhren Erben / Nagolt die Burg / vnnd Stättlein Heyterbach / mit Leuten / vnd Gut / auch seinen Theil der Vogtey / vnd Gerechtigkeit / vber Rohrdorff / sambt denen Dörffern vnd Weylern / Bondorff / Schüttingen / Isselhausen / Bossingen / Schwandorff / vnd Bayingen / mit Leuten / vnnd Gütern / sampt aller Zugehör / vmb fünff vnd zwantzig tausend Gülden / Anno 1363. Das Nagolter Thal / so sich bey diesem Stättlein Nagolt anfahet / vnd dem Wasser nach / biß gen Pfortzheim erstrecket / hat davon den Namen. In gedachter geschriebenen Chronick stehet / daß solcher Orth erst Anno 1274. vmbmawret worden; sey fein erbawet / habe gute fruchtbare Felder / Wiesen / vnd Gärten.

Anno 1645 den 4. April Newen Cal. ist Nagolt von den Frantzosen vberstigen; aber den 8. Decemb. dises Jars / das veste Schloß allhie / von den Bäyrischen / wider mit Accord erobert worden.


Neiding / oder Neyding /

Ist / zu deß Crusij Zeiten / noch ein Dorff bey der Thonaw / sampt einem Jungfrawen Closter / von den Grafen von Fürstenberg gestifftet / die auch darinn zum Theil jhre Begräbnuß haben / gewesen; wie auch der Zeit es nur noch ein Fleck / vnd Closter ist. Ligt nahend / aber vnderhalb / Thoneschingen / vnd der Thonaw Vrsprung / zwischen Wartenberg / vnd Fürstenberg / in der Landgraffschafft Baar. Vom Käyser Carolo Crasto lieset man / als Er vom Käyserthumb abgesetzt / vnnd aller seiner Reich beraubet worden / daß er darauff zu Neydingen / einem Dorff in Schwaben / sein Leben armselig zugebracht / auch in höchstem Mangel gestorben / vnd hernach in der Reichenaw am Bodensee begraben worden sey. So vielleicht dieses Neyding seyn wird; weiln beyde Orth nicht so gar weit von einander ligen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_184.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)