Seite:De Merian Sueviae 187.jpg

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kommen ist. Crusius in Annalibus Suevic. Ist ein Zeitlang Gräflich Trautmanstorffisch gewesen / aber / noch vor dem General-Frieden / An. 46. dem Herrn Hertzogen von Würtenberg restituirt worden.

Es ist auch ein Newstatt in der Land-Graffschafft Baar / im Schwartzwald / dem Hauß Fürstenberg gehörig / so Munsterus einen Fürstenbergischen Marckt / Theils aber / heutiges Tages / ein Stättlein nennen. Ist aber nur ein Fleck / sampt einem Ampt / vnd Gräflichen Hause / H. Graf Friederich Rudolphen zuständig.


Nirtingen / Nürtingen /

Am Necker / im Hertzogthumb Würtenberg / sampt einem Fürstlichen fast mitten in der Statt gelegenen Schloß. Es gehet vber besagtem Fluß / ein lustige Brücken / mit steinern Pfeilern. Hat zwar einen Weinwachs herumb / aber der nicht zum lieblichsten ist. Ligt 5. geringe Stundt von Stuttgart / vnd etwas wenigers von Tübingen: Item zwo Stundt von Kirchheim vnter Teck.

Anno 1585. seyn allhie 500. Menschen gestorben / wie Crusius part. 3. Annal Suev. fol. 794. schreibet. Ligt zwischen Tübingen / vnd Kirchheim vnter Teck; vnd ist jederweilen ein Würtembergisch-Fürstlicher Witwenthumbssitz gewesen. Gehört sonsten vnter die Herrschafft Neiffen.


Nördlingen.

Diese ReichsStatt / so eine auß den Deputirten Stätten ist / wie Limnaeus saget / ligt fast in der Mitte deß vntern Rhaetiae, jetzt das Rieß genandt. Wirdt von den Landleuthen Nörgline geheissen. Vnd vermeynt man / Tiberius Nero habe an diesem Ort / als er vnter dem Käyser Augusto / wider die Vindelicier / Krieg geführet / sein Läger geschlagen / darauß folgends eine Statt / vnd solche / nach seinem Nahmen / Anfangs Nerolingen genandt worden. Theils wollen zwar / daß diese Statt von dem nahgelegenen Norico, oder Nordgöw / oder auch dem Nordwind / den Namen habe. Man soll sie auch etwan Aras Flavias, oder Flavianas, geheissen haben / nach dem Käyser Flavius Vespasianus vmbs Jahr Christi 72. allda geheiligte Altär auffgericht. Sie ist aber vorhin in der Höhe gestanden / nämlich / an dem Orth / wo die Protestirende in An. 1546. jhr Läger gehabt haben. Folgends aber ist sie herab an das Wasser / die Eger / wegen mehrer Bequemlichkeit gesetzt worden: Dieweil sie An. 1238. mit allen Briefflichen Instrumenten / biß auf 16. Häuser verbronnen / hat Sie Keyser Fridericus II. wider erbawet / vnnd mit newen Freyheiten begabet. Käyser Ludovicus IV. aber Anno 1327. erweitert / vnd mit Zwingern / vnd newen Mawren gezieret. Ligt in der Runde / in einem ebenen weiten Land. Hat weit vnd liechte Gassen / vnd ist mit Bollwercken / auff alte Manier / starcken Thürnen / vnd Pasteyen / verwahret; deren innere Vmbkreyß 3100. der äussere 9395. Schritt haben solle. Die Mawren seyn hoch. Die Gräben gefüttert / so an etlichen Orten Wasser haben / an etlichen aber trucken seyn / in welchen etliche Hirsch zur Lust vor diesem vnterhalten worden. Es hat auch feine Häuser allda / aber die meysten seyn von Holtz erbawet. Vnter den gemeinen Gebäwen ist sonderlich die PfarrKirch zu S. Georgen vnd Maria Magdalena / zu sehen / so auff 22. Pfeiler gesetzt / An. Christi 1427. erbawet / An. 1495. gewölbet worden. Dessen Thurn von Quadersteinen gar hoch erbawet: vnnd daher derselbe vnter die höchste Thürn in Teutschland gezehlet wird. Der erste Stein darzu ward Anno 1474. gelegt. Vnd in dieser Kirch wird alle Tag Evangelisch gepredigt; wie auch am Sontag in dem weyland Carmeliten Kloster; in welchem jetzt auch die Leichpredigten gehalten werden. Dann fast die gantze Burgerschafft allda der Augspurgischen Confession zugethan. Vnd ist die Reformation allhie schon An. 1524. angangen. Es hat ausserhalb der Statt auch eine Kirch / zu S. Emeran / oder die Berg- vnnd Grabkirchen genant / so An. 1634. in Zeit der Belägerung zerstört / vnnd verbrannt / die Leichstein zerschlagen / die Kirchhoffmawren eyngerissen worden / in welcher man die Leichpredigten vorhin gehalten hat. So hat es ingleichem da ein feine Lateinische Schul / vnd einen reichen Spital / darinn auch eine Kirch

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_187.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)