Seite:De Merian Sueviae 244.jpg

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Hohen-Tübingen / war vor diesem Krieg; ein stattliche Fürstliche Bibliotheca, so aber folgends anderswohin promoviert worden: Item / ein Zeughauß / vnd Rüstkammern / so alles / neben den Zimmern / wol zu besichtigen. In dem Keller war ein grosses Faß / Anno 1548. gemacht / so 47. Fuder / vnd 4. Eymer / vnd also (wann man sechs Eymer auf ein Fuder / vnd 160. Würtenbergische Maaß auff einen Eymer rechnet) 45760. Maaß gehalten. Welches man auch / so man gewolt / hat füllen können / weiln so viel Weins vmb die Statt wächst / wiewol derselbe / ausser in gar guten Jahren / zimlich sauer ist. Es hat diese Statt auch viel außgestanden. Dann zugeschweigen der Pest / so gar offt allhie regiert / vnd deßwegen die hohe Schul zu vnderschidlichen malen sich von hinnen anderswohin hat begeben müssen: (inmassen Anno 1594. vnnd 95. auch geschehen / da man zu Herrenberg / vnd Calw / die Promotiones gehalten / vnd vnter andern auch den 17. Octobris Anno 1594. zu besagtem Herrenberg / Herr Hieronymus Schleicher von Vlm zum Doctore der Rechten creirt worden ist:) So ist die Statt Anno 1164. von Hertzog Welffen zu Bäyern / vnnd etlichen Bischoffen auff der Seiten bey dem Dorff Därendingen / belägert / aber von Hugone Pfaltzgrafen zu Tübingen / Grafen zu Brägentz; vnd in Churer Rhätien / dapffer defendiret / die Feind abgetrieben / vnd in die Flucht geschlagen worden.

An. 1519. hat der Schwäbische Bund das Schloß belägert / vnd erobert.

Anno 1540. seyn allhie neun vnd sechszig Gebäw abgebronnen. In diesem Teutschen Krieg hat die Statt / vnd hohe Schul (deren Privilegia jährlich in S. Georgen Kirchen / den Sontag nach S. Georgen Tag / von dem Stattschreiber / dem Volck vor- vnd abgelesen werden) sehr viel erlitten / vnnd musten die Herren Professores lang jhrer Besoldungen entbären: Vnd obwoln jhr Herr / der Hertzog / restituirt worden: so ist doch ein Käyserliche Besatzung / oder Guarnison / in obgemeldtem Schloß / verblieben. Crusius in Annal. Suevicis passim. Zeiller in Itiner. Germ. part. 1. & 2. vnd die Autores, so er daselbsten anziehet; Item / vnderschiedliche Relationes; vnd von obgedachter Belägerung / in An. 1164. Johannes Gulerus in descript. Rhaetiae lib. 9. fol. 132. b. sequent.

Die Alten dises Orts Herrn / nämlich die Pfaltzgrafen / vnd Grafen von Tübingen / so die letzte Zeit / zu Liechteneck im Elsäß Hof gehalten / vnd davon An. 1619. noch 3. Brüder / als / H. Georg Friederich / Georg Eberhard / vnd Conrad Wilhelm / Graf Eberhards von Tübingen Söhne / vnd Grafens Conradi Enckel / gelebt / sey nuumehr alle / was den MannsStammen anbelangt / abgestorben / vnnd hat allein besagter Herr Graf Conrad Wilhelm eine Fräwlein / Nahmens Maria Bernhardina / von einer Gräfin von Leiningen Westerburg / hinderlassen / so einem Grafen von Salm / Herrn zu Neuburg am Inn / oberhalb Passaw gelegen / aber allbereyt zu Ober-Oesterreich gehörig / vermählet / die auch allbereyt Kinder haben solle: vnd deren die besagte Herrschafft Liechteneck eigenthummlich zuständig ist. Sihe im Elsaß Liechtenegg. Man rechnet von Tübingen ins Wildbad / 3. sehr grosse Meil / nemlich durch Jesingen / Boltringen / Reisten / vnd Altingen / zur Statt Herrenberg. 1. Meil / oder 3. Stundt: Ferners durch Afstätt / Däckenpfrund / vnd Stammen / so Flecken / auff Kalb / auch ein Meil / oder drey Stund / Summa sechs grosse Stund von Tübingen hieher: Vnd dann von dieser Statt Kalb / durch Altburg / Igelsloch (al. Hohen Kräen) vnd Kallenbach / ins Stättlein Wildbad / auch ein grosse Meil. Auff Stuttgart hat man von Tübingen auß / einen rauhen gebürgigen Weg / durch Dettenhausen / Steinebrunn / (so etwas mehr / als halber Weg) vnd Möringen / sechs völlige Stund: Auff Horb reyset man durch Rotenburg / 2. Weitingen / 2. vnnd Horb auch 2. Summa / 6. Stundt. Auff Hechingen / durch Tußlingen / Ofterdingen / Bodelshausen / Sikingen / 4. Stundt: Auff Münsingen / durch Reutlingen / Gechingen / mehr als 7. Stund; vnd dann nach Kirchheim vnter Teck / sechs geringe Stund. Die HauptKirchen zu S. Georgen allhie ist jetzt wider gantz den Evangelischen eingeraumbt / in welche Anno 1477. Hertzog Eberhard mit dem Bart / die Chorherren von Sindelfingen versetzt hat. In einem Fenster in derselben sihet man ein Bildnuß eines auff ein Rad gelegten Menschens / so einen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_244.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)