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Durch Fleiß und Scharfblick kannst du Leben

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Dem Bilde, wie Prométheûs geben;

Und mahlest mit dem Geist des Zeuxis angefüllt,
Nicht Trauben, um die Vögel zu berücken,
Nein, bestes Mädchen! Menschen zum Entzücken
Mahlst du, man wird getäuscht, eilt hin — und küßt das Bild.

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Den Schmerz der Trennung zu besiegen,

Stellst du in nachgeahmten Zügen,
Den Freund, der unser Alles war,
Getreu vor unsre Augen dar.
Wie gern läßt sich das Herz beym Anschaun nicht betrügen,

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Fühlt unaussprechliches Vergnügen,

Und trinkt aus seinem liebevollen Blick
Der Erdbewohner höchstes Glück!
Du rufest den, den uns der Tod entrissen,
Zurück von Lethens Strand;

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Wir sehn ihn, wie er lebend vor uns stand,

Und wähnen ihn nur halb zu missen.

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_037.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)