Seite:De Neue vermischte Gedichte (Bandemer) 118.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


25
Wann schlagen sie die lang ersehnten Stunden,

Die seligsten der zögernden Sekunden!
Wo ich dich, Selmar, trunken von Entzücken,
Ans Herz kann drücken?

Dann mag die Welt vor meinen Augen schwinden,

30
Ich werde Welt und Himmel in dir finden,

Im langen Kuß, den diese Lippen geben
Mit Wonnebeben.

Und würde mir der Todesengel winken,
Ich müßte noch den Kelch der Liebe trinken,

35
Durch ihn gestärkt, fühlt’ ich ein neues Leben

Den Busen heben.

Ein Himmelreich scheint mir die ganze Erde,
Und federleicht die drückendste Beschwerde,

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_118.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)