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Wie! ich dürft’ ihn nicht begleiten,

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Wenn mein Herz in Rührung bricht!

Sappho, kenn’ ich deine Leiden,
Deine stille Thränen nicht?
Hab’ ich nicht in finstern Stunden,
Wann der Schmerz dein Herz durchwühlt,

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Deinen Schmerz mit dir empfunden,

Was du fühltest, mitgefühlt? –

Ist es wahr, daß schönen Seelen
Selten Glück und Ruhe lacht?
Sind Klarissen und Pamelen

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Nur Cypressen zugedacht?

Schmelzen darum weiche Herzen
In der Liebe süßen Weh’n,
Um in Thränen und in Schmerzen
Und in Stürmen zu vergehn?

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Ist es wahr, ο Kind der Musen,

Was der Genfer Bürger lehrt:
Wehe dem, in dessen Busen
Der Empfindung Flamme zehrt!
Auf empörten Ozeanen

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Steuert er sein schwaches Schiff,
Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_196.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)