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Und dein guter Rousseau – der Verkannte –
Der, getreu der Wahrheit und Natur,
Für das Wohl gedrückter Menschheit brannte,
Für die Einfalt seiner stillen Flur.

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Schuf in Idealen, froh zu leben,

Unter Pappeln eine neue Welt,
Wo nach edlem, unermüd’tem Streben
Julien der Tugend Glanz umhellt. –

Aber wenn die Sterblichen verzagen,

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Und im Unglück halb vernichtet sind,

Wird der Dichter hoch empor getragen,
Wo die Quelle Aganippens rinnt.
Dort greift er in seine goldne Leyer,
Spielt und singet seiner Leiden Schmerz,

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Und, durchglüht von Phöbus heil’gem Feuer,

Singt er sich Elysium ins Herz.

Ha, auch mich erhebt auf Adlersschwingen
Kühn mein Genius zum Musenthron;

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_205.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)