Seite:De Wagner Fallersleben 06.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ich beschied mich daher gern als ich vernahm, daß Andere, besser Ausgerüstete etwas Ähnliches beabsichtigten, und steckte mir ein leichter erreichbares Ziel. Dies war und ist eine neue Ausgabe Ihrer „Deutschen Philologie“ in Verbindung mit einer Quellenkunde der altdeutschen Litteratur, die ja einst auch einen Lieblingsgedanken von Ihnen bildete.

Das über Sie Ersammelte wird in dem engeren Rahmen eines solchen Unternehmens freilich nur zum Theile Platz finden. Es soll aber darum nicht ungenutzt bleiben. Indem ich es nun als selbständiges Ganze der Öffentlichkeit übergebe, glaube ich damit nicht nur den Forschern auf dem Gebiete der deutschen Litteratur- und Gelehrtengeschichte, den Litteraturfreunden und Bibliothekaren einen Dienst zu erweisen[1], sondern vor Allem auch Ihnen eine Freude zu bereiten. Denn eine Freude muß es wohl sein ein halbes Jahrhundert eigenen erfolgreichen Wirkens und Schaffens so mit einem Blicke überschauen zu können! Mir aber, der ich Ihnen seit mehr denn zehn Jahren die werthvollsten Beweise freundlicher Geneigtheit und fördernden Wohlwollens verdanke, gewährt es eine nicht geringe Befriedigung einmal öffentlich der innigen Verehrung Ausdruck zu leihen, welche mich für Sie stets beseelt. Und so nehmen Sie denn in gewohnter Güte auf, was ich Ihnen bereitet eingedenk Ihres Spruches:

     Kannst du am eignen Thun dich nicht laben,
     So magst du Freud’ am fremden haben.

     WIEN, Ostern 1869.
J. M. WAGNER.



  1. Wie häufig des Fallerslebener’s Schriften mit denen anderer Hoff- und Hofmänner vermischt und verwechselt werden, darüber s. seine eigene Klage im Weimar. Jahrbuch VI, 207. Auch sonst wird sein und Anderer litterar. Eigenthum nicht gehörig auseinander gehalten. So geht z. B. Gustav Freytag’s Habilitationsschrift ‚De Hrosuitha poëtria‘ (Vratisl. 1839), die Hoffmann nur gewidmet ist, häufig auf des Letzteren Namen. Joseph Aschbach führt in seiner Schrift: Roswitha und Conrad Celtes (Wien 1867) S. 14 gar auf: ‚Hofmann [sic!] de Roswithae vita et scriptis. Vratisl. 1839‘ und daneben: ‚Freytag de Rosuitha poëtria. Vratisl. 1839‘. In der zweiten Auflage (Wien 1868) findet sich dies S. 15 ebenso!
Empfohlene Zitierweise:
Josef Maria Wagner: Hoffmann von Fallersleben 1818-1868. Wien 1869, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wagner_Fallersleben_06.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)