Seite:De Zerstreute Blätter II (Herder) 241.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aus, die sie mit Einer derselben verwechseln. Das Bild der Ate, der Schadengöttin, ist aus Homer bekannt. a)[1] Sie ist eine Tochter Jupiters, die allen, auch den Unsterblichen gerne schadet: dem Jupiter selbst brachte sie Unglück, daher er sei bei ihren schönen Haaren ergrif und vom Himmel auf die Erde warf, wo sie jetzt, über dem Scheitel der Menschen wandelnd, ihnen gerne Böses räth, damit sie sie in Verdruß und Nachtheil verwickle. Eine solche Schaden-Freundin ist Nemesis nicht; vielmehr ist sie das Gegentheil derselben, da sie Unrecht verhütet und den Neid zu entfernen trachtet. Noch weniger ist sie mit jenen hohen Rachgöttinnen zu verwechseln, die vergoßenes Blut, Frevel und Unthaten ahnden, den Eumeniden. So fürchterlich oder milde die Griechen solche vorstellten, haben sie mit dieser seinen Bewahrerinn vor dem Uebermaaße nichts gemein.


  1. a)Ιλιαδ. τ. 91. 130. [?.] 501.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_241.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)