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An allem Glänzenden nagt der Neid mit Macht,
Und wen das Glück erhoben, dem stellets nach.

Wie also jener Glückliche ausdrücklich bat, daß Nemesis ihm zu rechter Zeit kleine Widerwärtigkeiten auf die Bahn seines Lebens lege, damit er nicht zu glücklich, d. i. zu rasch und unternehmend werde: so thut es das Schicksal seinen Lieblingen auch und je früher es solches that, um so viel besser. Die kleine bittere Arznei, die es uns zumal in der Jugend gab, stärkt des Mannes Gesundheit; dagegen der Ausgelassene, der weder seinen Wünschen, noch seinem Glück ein Ziel weiß, eine Nemesis hinter sich hat, sie seinen Nacken vielleicht spät aber sodann desto ungewohnter und furchtbarer beuget. Lasset uns also immer, aus Liebe zu unserm Glück, uns mit der Göttin versöhnen, die seine Entscheiderin ist: denn sie ist der Gerechtigkeit Tochter. Vor unsern Augen darf sie nicht stehen,

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_259.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)