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billig, theologisch, christlich? Beweggründe und Absichten der Seele stehn allein unter Gott, unter keinem menschlichen Richter; in philosophische, historische, theologische Streitigkeiten gehören sie ganz und gar nicht. Mag Leßing sich vor dem Richter, vor dem er jetzt steht, rechtfertigen: warum er die Fragmente herausgegeben? gnug, für uns sind sie herausgegeben, sie liegen vor aller Welt da; es kommt jetzt allein auf Uns an, ob wir sie Nutzen oder Schaden wollen bringen lassen. Alles unnütze Zetergeschrei, alles verläumderische Gekreisch vermindert ihren Schaden nicht, sondern muß ihn befördern. Geheul der Weiber vertheidigt die Vestung nicht; und wenn der Feind hinanstürmt, schaft man die ächzenden Weiber weg. – –


Ich bin auch ein Theolog, und die Sache der Religion liegt mir so sehr am Herzen, als irgend jemanden: manche Stellen und Stiche des Fragmentisten haben mir weh gethan, weil ich ihn wirklich mit strenger Wahrheitsliebe

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_411.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)