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Blödsinnige, keine Sklaven der Gewohnheit, keine Gedankenlose Nachsprecher geben. Jemehr man die Menschen in ihrer Gedanken- und Handlungsweise verfolget, desto mehr wird man inne, wie wenige unter ihnen selbst denken, und wie schwer es auch diese Wenigen werde, immer zu denken. Man rechnet so gern mit Ziffern; man bringt so gern den Traum einer Wahrnehmung unter die Formel einer allgemeinen Lehre, einer entweder von uns oder von andern gemachten Beobachtung, wodurch denn mit der leichtesten Mühe der rohen Materie gleichsam Gestalt und Form wird. Die hellsehenden Geister, die solche Gestalten der Beobachtung erschufen und auch der Sprache in glücklichen Formen einprägten; sie waren, in welcher Zeit und unter welchem Volk sie lebten, die Lockmanns, Sadi, Aesops, oder wenn man will, die Salomonen und Solons ihrer und der folgenden Zeiten. Sie hatten Perlen aus dem Grunde des Meers geholt; sie hatten aus einer rohen Masse geläuterte Goldmünzen gepräget, deren innerer Werth

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_127.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)