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Wüsten Arabiens und der Thebaide sehen sie Gräber der Könige, Ruinen von Tempeln und Königsstädten, bis sich ihr Blick abermals mit Pyramiden und Gräbern der Könige endet. Der Verständige, der diese Dinge erblickt, siehet Völker um sich, jenen so ungleich, die einst diese herrlichen Werke bauten. Sie sind hinunter; ein träges Volk bewohnt ihre Gräber, und zerstört, vom Joch der Armuth, der Unwissenheit, und des Despotismus gedrückt, täglich mehr an diesen köstlichen Trümmern. Mich dünkt, diese Ansicht könne uns schon Weisheit-Sprüche über die Vergänglichkeit der Dinge lehren. Vollends einem Muhammedaner, der in einer Religion, und unter einer Regierungsform lebt, welche eben beide die größten Zerstörerinnen dieser alten Weltherrlichkeit gewesen, der unter einer Regierungsform lebt, in welcher nichts heilig und sicher, alles der Willkühr, dem schnellsten Wechsel, dem albernsten Ungefähr unterworfen ist, und das Höchste immer ans Niedrigste grenzet; einem solchen ist es wohl zu verzeihen, wenn er sich seine Weisheit

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)