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vortreflicher Grundsatz, der Spruch und das Beyspiel eines standhaften, gutmüthigen Mannes ausnehmend zu statten kam, und ihm zur stärkenden oder heilenden Arznei, zur Gesundheit und Labung diente? Jetzt erhob sich dadurch seine niedergedrückte Seele, sein Fuß trat fester an solchem Stabe einer guten Erinnerung auf, sein Schritt ward freudiger und kühner. Jetzt stählte sich die Brust gegen die Pfeile des Neides oder der Verführung, wie durch einen dargereichten Schild der Minerva, jetzt sank die auflodernde Glut des Hasses, der Ungeduld, der Rache und des Unmuths schnell nieder, wenn, wie heilige himmlische Tropfen, einige Kraftvolle, von uns anerkannte Worte eines Weisen, als eines Engels in Menschengestalt, sie berührten. Dies war das Zaubermittel, wodurch jene alten Helden, die Weisen der Vorwelt auf ihre Schüler und Nachfolger Wunderdinge wirkten; je mehr sie wirkten, desto kürzer waren ihre Sprüche und Lehren. Zeugnisse davon geben die Pythagoräische und Stoische Schule, von welchen, insonderheit von

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)