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der besten Art zu wirken. Theilnehmen müssen wir; wir stehn im Strom der Zeit, wo eine Welle die andre treibet; nützlich oder schädlich müssen wir also auf die Zukunft wirken, wie die Vergangenheit auf uns wirkte; der Kampfpreis des Lebens ist, daß wir auch in Nacht und Nebel das Ziel treffen, wo der Kranz hängt, daß wir die Saite treffen, wo wohlklingende Consonanzen ins Unendliche hinauf- und hinuntertönen. Wären diese gleich dem gemeinen Ohr unhörbar; sie sind dennoch da, sie tönen weiter und erwecken neue harmonische Mitlaute. Nicht durch Schriften wirken wir allein auf die Zukunft; vielmehr können wirs durch Anstalten, Reden, Thaten, durch Beispiel und Lebensweise. Dadurch drücken wir unser Bild lebendig in andre ab; diese nehmens an und pflanzen es weiter. So erhob sich der Baum der Humanität über die Völker; unzählige Hände trugen zu seiner Wartung und Pflege bei: wir geniessen seine Früchte und müssen zu seiner weitern Cultur mithelfen. Wie weit diese reiche, umfaßt unser Blick nicht; aber unsre

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_187.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)