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Eine böse Politik vereinzelt, schwächt, unterdrückt, quält und tödtet Menschen, dem Vieh gleich: sie hat Welttheile verheert, Völker ausgerottet oder zu Sklaven gemacht, Denkmale zerstört, Künste untergehen lassen, Wissenschaften verachtet, und die Fortwirkung des menschlichen Geistes tausendfach gehindert. Unter einer guten Gesetzgebung und Staatseinrichtung, die wie Alles auch auf andre, ihr ähnliche Staaten wirkt und sich mit ihnen vereint, blühet Sicherheit und Friede; Künste gedeihen, Wissenschaften sprießen empor, Vernunft und Sitten läutern einander, und sowohl der menschliche Geist als das menschliche Herz senden in kleinen und grossen Kreisen, in niedern und höheren Ständen, die schönste Beute ihres Lebens, Erfahrung, Klugheit, Sittlichkeit, Vernunft, Kunst und Wissenschaft weiter. Unläugbar ists, daß Europa durch seine vereinte Macht, durch Erfindungen, Anstalten, Aemsigkeit und Klugheit sich Mittel erworben hat, auf alle Völker der Erde, so wie auf die fernste Nachwelt

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_198.jpg&oldid=- (Version vom 7.5.2020)