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Vorschein zu kommen. – In sofern ein erleuchtetes Publikum von unsern theatralischen Talenten Vergnügen empfängt und ausdrückt, in sofern und nicht weiter setze ich auf diese Talente einen Werth.“ Die Schauspielerin giebt ihm Recht: sie setzt die Seele der Zuschauer durch Gesang in die Stimmung, die fürs Theater gehöret, und der entscheidende Ring fängt vor dem Beschützer aller frohen Künste und seiner erlesenen Versammlung an zu spielen. So unaristotelisch dies vom Theaterdirector gedacht scheinet: so hat es dennoch seine wahre Seite. Vergnügen ist immer der nächste Zweck aller frohen Künste, und das unentbehrliche Mittel zu jedem höheren Endzweck. Gefällt ein Stück nicht, unterhält es nicht durchaus unsre Seelenkräfte: so mag man in ihm weder lernen, noch seine Leidenschaften reinigen. Nun hat aber insonderheit das Wunderbare bei jedem Volk sein eigenes Maas als Ingrediens zum Gefallen, zur Täuschung. Auch die Griechen konnten dessen nicht

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_314.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)