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der Meinungen zu folgen und sich mit ihm zu verjüngen wußten, so blieben sie entweder am Ufer liegen, oder der Strom trug sie Seelenlos fort, bis sie irgendwo den Ort ihrer Ruhe finden. Schon zu Cervantes Zeiten wollte der Herzog zu Bejar nicht zugeben, daß ihm der Don-Quixote zugeeignet würde, so lange er an ihm ein ernsthaftes Ritterbuch glaubte, (weil der Geschmack daran schon damals lächerlich zu werden anfing;) er nahm die Dedication gern an, da er beim Vorlesen seine wahre Gestalt erblickte. Romane dieser Art hat die Zeit mit mehreren Instituten gespielet. Corneille’s Prinzen und Helden sind uns größtentheils unerträglich, und man wundert sich, wie andre Zeiten diesen Gothischen Unsinn zusammenfügen, glauben und anstaunen konnten; Shakespear’s Hofscenen dünken uns Haupt- und Staatsactionen. Die Ritter unsrer Zeit sind nicht mehr jene alten Ritter; und das königliche Wort Ludwigs 14.: „l’ Etat? c’ est moi!“ wird

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_376.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)