Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung | |
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So untersuchte man die Gesetze der Revolution menschlicher Gedanken, wenn diese aus der Vergessenheit ins Gedächtniß wiederkehren, wenn Träume und Begierden, wenn entschlafene Thätigkeiten und Leidenschaften zurückkommen, u. f. In allem diesem suchte man Gesetze einer verborgenen, stillen Naturordnung.
Scheußlich aber hat sich die Bedeutung dieses Worts verändert, da man in den barbarischen Jahrhunderten von keiner andern Revolution als von Eroberungen, von Umwälzungen, Unterdrückungen, Verwirrungen ohne Absicht, Ziel und Ordnung wußte. Da hieß Revolution, wenn das Unterste zu Oberst gekehrt ward, wenn durch das sogenannte Recht des Krieges ein Volk sein Eigenthum, seine Gesetze und Güter mehr oder minder verlohr, oder durch das Recht der Monarchie alle die sogenannten Rechte geltend gemacht wurden, die St. Thomas, Macchiavel und Naudè aus wirklichen Begebenheiten nachher
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_384.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)