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wider diesen fride und gepote durch solch gnade und freyheit, herkommen oder püntniß schüzen, schirmen oder verantworten solle und möge in kein weisse.

11. Und soll diser fride und gebote dem gemeinen unsern und des reichs recht und andern geboten, vormahls ußgangen, nit abbrechen, sundern das meren, und auf stund ydermann nach diser Verkündigung den zu halten schuldig, und derselbig auch uns an unser keyserl. oberkeit dem abe und zusetzen, auch yederman an seiner oberkeit und gerechtigkeit unschedlich sein.

Hierbey sind geweßt unser lieben andechtigen neven, oheimen, schwägere und getreuen, kurfürsten, fürsten und fürsten botschafften, graven, herren, ritterschaft und der stett sendboten in treffenlicher anzale. Mit urkund dißs briefs besigelt mit unserm keyserl. majest. anhangenden insigel. Geben zu Franckfurth am siebenzehenden tag des monden Martii, nach Cristi gepurt vierzehenhundert und im sechs und achzigsten, unser reich des Römischen im sechs und vierzigsten und des keyserthums im vier und dreyßigsten und des Hungerischen im acht und zwenzigsten jaren.


Nr. 172. Ständischer Entwurf einer Kammergerichtsordnung. - 1486, April.

Nach M i n u t o l i, Das Kaiserliche Buch des Markgrafen Albrecht Achilles, Berlin 1850, S. 274 ff., unter Berücksichtigung der Mitteilungen von Friedrich W a g n e r, Ztschr. für preußische Geschichte und Landeskunde, Bd. XVIII, S. 338 ff. — 1487 wurde derselbe Entwurf (Datt, de pace publ., S. 718 ff.) von den Ständen wieder zur Beratung vorgelegt; aus diesem neuen Entwurf wird nur die wichtigste Aenderung in der Anmerkung zu § 21 gegeben.


Das keyserlich camergericht nachvolgendermaß zu ordnen:

I. Zum ersten, das keyserlich cammergericht zu besezen mit einem cammerrichter[1], der aufs wenigst ein grave sey, und zwölf beysizern [urteilern], die dreyzehen redlichs erbers wesens, wissens, ubung und ye der halb teil der recht gelert und gewirdigt, und die andern ufs geringst von der ritterschafft geborn sein sollen, und was die zwölf beysitzer oder der merer teil in sachen erkennten, und ob sie spennig und auf iglichen teil gleich wem, welchen dann der richter ein zufall tut, dabey soll es bleiben.

II. Des richters und beysitzer eyd. Item, die alle sollen zuvor der keys. maj. geloben und zu den heiligen sweren, sr. keys. gnad gericht getreulich und fleißig obzusein und nach des reiches recht und loblicher ubung des hofs, auch nach redlichen, erbarn und leidelichen ordenungen, statuten und gewonheiten der fürstenthümer, herrschafften und gericht, die für sie bracht werden, so ferrn die ordnung und satzung kays. geschriebner recht gemeß und leidenlich sein, dem hohen und dem niedern gleich zu richten, und kein unredlich sach sich dogegen bewegen zu lassen, und von partheyen oder niemand, keiner sachen halben, so in gericht hangt oder hangen würde, gabe, schencke oder einigen nutze durch sich selbs oder durch andre zu nemen, auch kein sundre parthey im gericht oder anhange und zufalle in urteiln zu suchen oder zu machen, und was in ratslagen von sachen gehandelt würde, den parthien oder niemand zu öffnen, auch die sachen aus böser meynung nicht aufhalten oder verziehen on alles geverde.

III. Ob aber nach erkannten entlichen urteiln von parthien dem hofrichter oder den beysitzern einen oder mer von eßenspeiß eins gülden werth ungeverlich zu einer erung geschenckt würde, solten sie die erbarkeit der partheien darinnen nicht verachten

  1. In der Handschrift stand ursprünglich statt Kammerrichter stets Hofrichter, und ebenso ist die Bezeichnung Beisitzer statt Urteiler stets durch Korrektur entstanden.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_276.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)