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Nr. 180. (154). Wahlkapitulation Karls V. – 1519, Juli 3.

Reichstagsakten, Jüngere Reihe I, Nr. 387, S. 864—876. – Unsere Zählung schließt sich nicht an die der Reichstagsakten, sondern an die früher übliche an. Nur sind die früheren §§ 30. 31. 32. 33 hier: §§ 33. 30. 31. 32.

Wir Karl der funft von Gottes Genaden erwelter Römischer Kunig, Erzherzog zu Österreich etc., Kunig zu Hyspanien, beider Sicilien und Jherusalem etc., Herzog zu Burgundi und zu Brabant etc., Grave zu Habspurg, zu Flandern und zu Tyrol etc., bekennen offenlich und thun kund allermeniglich: Als Wir aus Schickung des Almechtigen in kurz vergangen Tagen durch die Waal des hochwirdigen, erwirdigen und hochgebornen Albrechten, der heiligen Kirchen des Tittels Sancti Crisogoni Cardinal, zu Mainz und Magdburg Erzbischof, Administrator des Stifts Halberstat, Herman zu Coln und Reicharten zu Trier, Erzbischove, des heiligen Römischen Reichs in Germanien, Italien, auch Gallien und durch das Kunigreich Arelaten Erzkanzlern, Ludwigen Pfalzgrafen bei Rein und Herzogen in Bayern, Friderichen Herzogen zu Sachsen, Landgraven in Duringen und Marggraven zu Meyssen, und Joachim Marggraven zu Brandenburg, zu Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden Herzogen, Burggraven zu Nuremberg und Fursten zu Rugen, des Heiligen Römischen Reichs Erzdruchseß, Erzmarschalch und Erzchamerer, Unser lieben Freund, Neven und Churfursten, zu der Er und Wirde des Romischen Kuniglichen Namens und Gewalts erhaben, erhocht und gesetzt sein, der Wir Uns auch Got zu Lob, dem Heiligen Reich zu Ern und umb der Cristenheit und Deutscher Nacion, auch gemains Nutz willen beladen, daz Wir Uns demnach aus freiem, genedigen Willen mit denselben Unsern lieben Frunden, Neven und Churfursten diser nachfolgenden Artigkel gedings- und pactsweise verainigt, vertragen, die angenomen, bewilligt und zu halten zugesagt haben, alles wissentlich in Craft ditz Briefs.

§ 1. Zum ersten, daz Wir in Zeit solicher Kuniglicher Wirde, Ambts und Regierung die Cristenheit und den Stul zu Rom, auch bebstliche Heiligkeit und die Kirchen als derselben Advocat in guetem Bevelch und Schirm haben, darzue in sonderheit in dem Heiligen Reiche Friden, Recht und Ainigkeit phlanzen und aufrichten und verfugen sollen und wellen, daz die iren geburlichen Gang dem Armen als dem Reichen gewinnen und haben, auch gehalten und denselben Ordnungen, auch Freiheiten und alten, löblichem Herkomen nach gerichtt werden sol.

§ 2. Wir sollen und wellen auch sonderlich die vorgemachten Guldin Bullen, Kuniglich Landfriden und ander des Heiligen Reichs Ordnungen und Gesetz confirmiren, erneuen und, wo Not, dieselben mit Rat Unser und des Reichs Churfursten, Fursten und anderer Stende pesseren, wie zu jeder Zeit des Reichs Gelegenheit ervordern wirdet.

§ 3. Darzue ein löblich, erlich Regiment mit fromen, annemblichen, tapfern, verstendigen, redlichen Personen Teutscher Nation neben etlichen Churfursten und Fursten, wie vormals bedacht und auf der Pan gewest, wie zum geschicklichisten zu bedenken sein mag, aufrichten und stellen, damit die Mengel, Gebrechen und Beswerungen allenthalben im Heiligen Reiche abgelainet, reformirt und in gut Wesen und Ordnung gebracht werd, doch Unsern lieben Oheimen und Churfursten Phalz und Sachsen an iren Rechten und Freiheiten, wes sie der des Vicariatambts halbn habn, unschedlich.

§ 4. Und in allweg sollen und wellen Wir die Teutsch Nation, das Heilig Römisch Reiche und die Churfursten, als die vordristen Gelider desselben, auch ander Fursten, Grafen, Herren und Steende bei iren hochisten Wirden, Rechten und Gerechtigkaiten, Macht und Gewalt, jeden nach seinem Stand und Wesen, beleiben lassen on Unser und meniglich Eintrag und Verhindernus und inen darzue ire Regalia, Oberkait, Freiheiten, Privilegien, Phandschaften und Gerechtigkeiten, auch Gebrauch und guete Gewonheiten, so sie bisheer gehebt oder in Ubung gewesen sein, zu Wasser und zu Lande, in gueter, bestendiger Form on all Waigerung confirmiren und bestettigen, sie auch dabei als Römischer Kunig handhaben, schutzen und schirmen, doch meniglich an seinen Rechten unschedlich.

§ 5. Wir lassen auch zue, das sie, die gedachten sechs Churfursten, je zu Zeiten nach Vermög der Guldin Bull [1] und irer Gelegenheit des Heiligen Reichs zu irer Notturft, auch so sie

  1. Goldene Bulle c. 12, oben S. 203 f.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_309.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)