Seite:De merian Westphaliae 046.jpg

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mehr / zugenommen / also / daß Theils ihren Vmbkreyß von 40021/2. Theils gar von 50315/7. Schritten halten wollen. Sie ist beynahe gantz rund. Hat acht Pforten / oder Thor / nämlich / das Horster / S. Moritz / S. Servatii, S. Ludger / S. Aegidii, vnser lieben Frawen / das Judenfeld / (so von den Juden / deren es / vor Zeiten / ehe sie von hinnen vertrieben worden / allhie viel gehabt / den Namen hat) vnnd das Newenbrücker Thor. Vor Jahren seyn noch drey Pforten gewesen / die aber zugemawert worden. Es seyn allhie fünff Collegia, oder Stiffter / als das besagte hohe Stifft / oder der Thumb / das zu S. Paul im alten Thumb / das zu S. Ludger / darbey auch ein Pfarrkirch. Das zu S. Moritz ausser der Statt / vnd das zu S. Martin / in dessen Bezirck ein Minoriten Kloster ist. Der Kerspel / oder Pfarrkirchen / seyn / ausser der auff dem Thumbhoff / zu S. Jacob / Sechs / als / zu Vberwasser / S. Lambert / S. Ludger / S. Merten / S. Aegidio, oder Ilgen / vnd S. Servatio; darunter die zu Lambert / oder Lamprecht / beynahe mitten in der Statt gelegen. Der erste Stein deß Chors dieser Kirchen / ist Anno 1375. gelegt worden; die vbrige Höhe hat ein Todengräber / Cornelius genannt / gebawet. Auff dem Thurn wird allezeit eine Wacht gehalten / auch alle Stund mit der Schallmeyen ein Lied gespielet; vnd hanget in solchem die Brandglocken / so in Fewer- vnd Feindes Gefahr / geschlagen wird: Wie auch die Nachtglock / vnd die Sturmglock / so man leutet / wann man einen zum Tod vervrtheilen thut. Anno 1536. den 22. Januarij / ist der Widertäufferische König / vnnd falscher Lügen-Prophet / Johann von Leyden / allhie / mit heissen Zangen zerissen / vnd nach langer Marter / ihme ein Messer in die Brust gestossen / Er / auff einer Schlaiffen / durch die Statt geschlaiffet / vnd in einem eisernen Korbe / hoch an diesem S. Lamprechts Thurn gehenckt worden. Hernach / hat man seine zween Fürsten / Bernharden Krechting / vnd Bernhard Knipperdölling / auch mit gleicher Marter hingerichtet / vnd in zween eisernen Körben / an besagtem Thurn / ohngefehr eines Mannes hoch / vnter dem König / auffgehefft / deren Gebeiner man viel Jahr hernach / an diesem Ort gesehen hat. Ferner / hat es allhie vier Manns Klöster / als zu S. Geörgen / S. Johann / das Frater Hauß / vnnd zu den Minoriten / oder Brüdern. Der Jungfrawen Klöster seyn 7. als zu Vberwasser / S. Aegidii, (bey der Pfarrkirchen / so einen schönen Thurn hat / dieses Namens /) zu Nisinck / zum Rosenthal / zu Ringe / zu Hoffring / vnd zu Rheine. Auß welchen das zu Vberwasser / oder das trans aquas, sehr berühmbt ist / welches / wie auch oben gedacht / Anno 1041. der 14. Bischoff Hermannus I. gestifftet / vnnd es Marienthal genennet hat. Seine Schwester ist die erste würdige Fraw daselbsten gewesen. Ist Anno 1071. verbronnen / aber innerhalb vierzehen Jahren wider auffgebawet worden. Sein Pfarr / oder Kerspel / erstrecket sich weit / vnnd breit / ausser der Statt / vnd hat viel Haußleut darauß wohnen. Vnd hat die Abtissin grosse Gerechtigkeit im selbigen Kerspel / inn- vnd außwendig der Statt / so ihr von den Römischen Keysern geben worden. Es hat dieses Kloster auch eine Freyung / daß / wann / nämlich / einer durch Unglück einen tod schlägt / vnnd hierinn laufft / man ihn ein Jahr darinn auffhalten darff: Aber offentliche Mörder werden von E. E. Raht allda nicht gestattet. Hat sonsten sein eygen Gericht / so alle Wochen zwey mal / als Montags / vnnd Freytags / in denen Sachen gehalten wird / so dieser Pfarr / oder Kerspels / Leute betreffen. Vnd obwoln diesen Gerichtstul der Statt Münster Richter besetzet / so kan doch niemand / der in diesem Kerspel wohnet / in das Nidergericht für das Rahthauß gezogen / oder besprochen werden. Wann einer auß ihnen das Leben verwircket / so wird er entweder auff vnser lieben Frawen / oder der Judenfeld Pforten / gesetzt / vnnd daselbsten peinlich gefragt / folgends entweder auff der Trucksburg / vor dem besagten Frawen Thor / mit dem Schwerd gerichtet / oder aber / ausser der Judenfeld Pforten / entweder gehenckt / oder auff ein Rad gelegt / oder verbrandt. Es seyn in diesem Kerspel zu Vberwasser drey Mannß-Klöster / so nicht gar alt sind / vnnd deren hieoben gedacht worden: Als erstlich / das zu. S. Georgen / so das fürnembste in der Statt / darinn lauter Adelich / vnd Ritermässige Leut / deß Teutschen Ordens / sich befinden. Es ligt bey solchem Kloster eine Freyheit / der Binspinckhoff genannt / vnd seyn die / so auff solcher Freyheit wohnen / deß Stattdienstes frey / auch E. E. Raht nicht vnterworffen. 2. Das Frater-Hauß / ebenmässig an der Freyheit deß Bißpinckhoffs gelegen / allda jetzo Canonici Regulares seyn; welche / wann sie nicht zur Kirche gehen / arbeiten müssen / vnnd auch ein jeder seine eygene Arbeit hat / darzu er von den Obersten verordnet wird. Seind gemeiniglich Schreiber / Pergamentmacher / Buchbinder / vnd dergleichen. 3. Das dritte Kloster im Kerspel / oder Pfarr / zu Vberwasser / ist der Johanniter / an dem Wasser gelegen / so einen weiten Begriff / vnd lustigen Baanhoff / hat. Im Kloster zu Nisinck seyn Jungfrawen / S. Augustini Ordens / vom Adel / vnnd anderer fürnehmen Leute Töchter. Ist gar ein saubers Kloster / dergleichen man kaum in Münster findet.

Die obgedachte Probstey / vnd Collegium, zu S. Moritz / so sampt einer Pfarrkirch / ausser der Statt gelegen / hat lustige Gärten / schöne Wohnungen / vnd Fischereyen. Es hat zu Münster auch viel feine Häuser für die Armen / presthaffte / inficierte / vnnd dergleichen Personen; darunter das Hospital ist / zwischen den Brücken zu Vberwasser / für arme / krancke Bürger / vnd Bürgerin. Ist von aller Schatzung / vnd Dienste / befreyet / vnd dörffen die / so in solchem sterben / kein Testament machen / sondern es bleibet alles dem Spital. Gehöret jetzt E. E. Raht zu / welcher zween Verweser / auß seinem Mittel / dahin setzet. Es hat auch zu S. Ludger / vnd S. Merten / Schulen / in welchen die Kinder / die erste Fundamenta lernen; hernach kommen sie in die Thumb-Schule / in welcher / ehe die Jesuiten / so diese Schul

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)