Seite:De merian Westphaliae 049.jpg

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Wissen / vnd Willen / nichts thut. Sie haben ihre eygene Aempter / vnd Prälaten / so sie vnter sich außtheilen. Dann es ist da ein Probst / Dechant / Scholaster / Thumb-Custor / Vitzthumb / Thumb-Kellner / Seckelmeister / Cantor, Vbermeister / Regent der Krancken / welcher vor Zeiten / durch das gantze Jahr / Schweinen Köpff in der Sultze ligen lassen muste / auff daß / wann ein Thumbherr lage / vnd also seine Kirchenrechte empfangen hatte / man ihme solcher Köpffe einen / neben Weißbrod / Bier / vnd einer Wachskertzen / drey Tage lang / präsentieren konte; so fern er anders so lang lebte; aber weiters nicht. Welcher Gewonheit man dann vnderschiedliche Vrsachen gibet. Wann sie auß ihren Höffen gehen / haben sie viel Diener hinter sich. Tragen gemeiniglich sammete Baretlein / daß man sie leichtlich vor andern kennen kan. Gehen auff Pantoffeln / so mit Tuch gefüttert seyn. Ausser der Statt / gebrauchen sie sich der Wägen / oder der Pferde: Wie sie dann dem Waidwerck obligen / auch in Zeit der Noht / gute Kriegsleute geben. Sie tragen güldene Ketten am Halse / vnd sind ihre Finger mit vielen Ringen gezieret / darinn allerhand Edelgestein / vnd ihre Wappen / geschnitten / damit sie die Brieffe verpetschieren. Sie haben aber auch gute Auffsicht auff die Schüler in der Thumbschul / vnd auff die Armen; vnnd halten deßwegen ihren Allmosen Pfleger. So ist die S. Jacobs-Kirche / mitten auff dem Thumbhoff gelegen / mehrertheils vor ihre Knechte / vnd Mägde / vnnd die jenige erbawet / so auff dem Thumbhoff wohnen; die auch auff dem einen Kirchhoff / gleich wie auff dem andern dieser Kirchen / die Thumb-Chorales, begraben werden. Es sollen diesem Stifft / ausser der Hauptstatt / nachfolgende Stättlein gehören: Haltern / Dulmen / Werne / Vreden / Ahauß / oder Ahuyß / Dorsten an der Lippe / Aschendorp / Bocholt an der Aa / Borken / Lohe / oder Lön / Melin / Newkirchen / Reda / Warendorff an der Embs / Lünen / Fürstenaw / Camen / Brocken / Rhene / Vechte / Kloppenburg / Meppen / Haselune / Loiningen / Frieß-Oyte / etc. Das Castell Raßfeld / vnd andere Ort mehr. Daher auch das Stifft auff dreyssig zu Rossz / vnd hundert vnd achtzehen zu Fuß / Monatlichen einfachen Römerzug / angelegt ist, wiewol solches allbereit vmbs Jahr 1592. wegen der Niderländischen Kriege / Moderation gesucht hat. Vnd diese obstehende Beschreibung ist auß P. Bertii lib. 3. rer. German. p. 623. dem Itinerario Germaniae, fol. 639. seq. desselben Continuation, fol. 10. 193. et 419. Werdenhagen / part. 4. de Rebuspubl. Hanseat. cap. 7. fol. 37. a. der letzten Edition in fol. Sleidan. lib. 10. der Braunschweigischen Chronic / fol. 124. et 311. Casp. Ens, deliciis apodemicis, p. 218. den Relationen / vnd Berichten genommen worden.


Münster-Eyffel / Munstereifel /

Ligt in der Eyfell / nahend Aldenaer / vnd Cochenheim / vnd gehöret ins Hertzogthumb Gülch / vnnd daher auch zum Westphälischen Craiß. Ist die eusserste Gräntz deß Gülcherlands / gegen Suiden / da die Eyffel / ihren Anfang. Hat den Namen von der schönen / vnd herrlichen Kirchen / oder Münster / so darinnen stehet / allda Canonici seyn. Vnd ligt die Statt zwischen den Bergen / im Grund / vnd hat am Berg ein starckes Schloß ligen. Die Erfft laufft mitten dardurch / vnd hat ein wenig darüber ihren Vrsprung / wie Matthis Quaden in Teutscher Nation Herrlichkeit schreibet. Anno 1611. wolte man allhie das Exercitium Religionis, nach der Augspurgischen Confession / anstellen / darüber ein grosser Aufflauff entstanden ist. Anno 1642. eroberten die Weymarischen Münster-Eyffel: Vnd schreibet Gilenins, daß dieses dem Ertzstifft Cölln zustehe: Wie es aber dahin gelanget / haben wir bißhero nicht in Erfahrung bringen können.


Noorden /

Ligt zwo grosse Meilen / oder zwölfftausend Schritt von Embden / vnnd gehöret dem Graffen von Ost Frießland. Ist groß / Volckreich / aber ohne Mawer / vnnd Thor / der Marckt nicht gepflastert / daran sehr schöne Häuser / vnd das Rahthauß stehen. Ein lustiger Ort / da die Augspurgische Confession getrieben wird: Gibt gleichwol auch Calvinisten da. Helt zween grosse Jahrmärckt; aber der Port ist jetzt schlecht. Die Graffen von Ost-Frießland haben vorhin ihr Begräbnüß da gehabt: Als aber Balthasar / Herr von Esens / Anno 1531. diese Statt / sampt zweyen Klöstern / vnnd der schönen Stattkirch zu S. André (die drey ansehenliche / vnd sehr hohe Thürne gehabt) abgebrandt / so ist Graff Enno, Anno 1540. zu Embden begraben / vnnd seiner Vorältern Gebein / von Norden / durch seine Wittib / in das stattliche Gräffliche Begräbnüß gebracht worden. Siehe Ubbonem Emmium, der diese Statt (so bey den Landtägen / als ein Stand / nach Embden / ihren Sitz hat) in seinem Buch de Frisa Orientali, p. 22. seqq. vnd obgedachter Kirch zu S. Andreas / lib. 12. Rer. Frisicar. p. 179. beschreibet.

Adamus Bremensis meldet / cap. 33. daß die Normanner

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)