Seite:De merian Westphaliae 060.jpg

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Rotenberg / Rotenburg / Rodenborg

Im Stifft Verden / so zum Westphälischen Craiß gehörig / vnnd nicht gar fern von desselben Hauptstatt Verden / an einem Wasser gelegen. Gaspar Bruschius, de Episcopat. German. cap. 14. schreibet: Daß der sechs vnd dreyssigste Bischoff zu Verden / Nicolaus, so Anno 1334. gestorben / das Schloß zu Rotenberg / so die sicherste Vestung dieses Bischthumbs / fortificieren lassen. Der neun vnd viertzigste Bischoff Bertholdus, habe die Statt Rotenberg / oder Rotenburg / mit tieffen Gräben / vnd vestern Mawren versehen / vnd die Vorstatt mit eingeschlossen. Ist Anno 1503. gestorben. Vnd dieses sagt Bruschius. Anno 1547. hat die Besatzung allhie / das Stättlein bey dem Schloß / selbsten angezündet / vnnd verbrandt; vnd das Schloß / nach vierzehen Tägiger Belägerung / Graff Albrechten von Mannßfeld / vnd den Evangelischen Bundsverwandten / auffgeben. Anno 1626. hat diese Statt der General Tilly eingenommen. Anno 1644. lagen allhie die Schwedischen. Anno 1645. eroberten solchen Ort dieselbigen mit Gewalt. In den vorigen Jahren / nämlich / vmbs Jahr 1415. hat Hertzog Heinrich von Lüneburg / dieses deß Stiffts Verden Haupt-Schloß gewonnen / vnd dasselbige eine gute Zeit innen gehabt / zu Verdrieß Graffen Heinrichs von der Hoya / der dasmal zu einem Bischoff desselbigen Stiffts Verden erwöhlet war; wie in der Braunschweigischen Chronic / am 425. Blat stehet.


Rhuerort / Roerort /

Ligt zwischen Duyßburg / vnd Dynxlacken / am Rhein / allda die Rhur / oder Roer / auß Westphalen kommende / darein fällt. Ist eine auß des Herzogthumbs Cleve Stätten / die Martinus Schenk / vnd die Holländer / Anno 1585. eingenommen / auch solches hernach etwas bevestigt haben sollen. In dem Anno 1634. den 5. Decembris / zwischen der Cron Schweden / vnnd Conföderierten Ständen / an einem / vnnd Pfaltzgraff Wolffgang Wilhelmen / am andern Theil / zu Wormbs auffgerichtem VerschonungsVergleich / ist versehen worden / daß / vnter andern Orten / auch auß der Statt Rührort / alles Schwedisch Volck abgeführet werden solte. Darauß abzunehmen / daß entzwischen die Holländer diesen Ort wider verlassen haben. Johan. Angel. à Werdenhagen sagt / part 4. de Reb. Hanseat. cap. 2. p. 15. Rura ubise Rheno adsociat, in angulo ultimo, post tergum quasi Duysburgii, abluit oppidum, dictum Rurortium, quasi ipsum angulum acutum ad Rhenum constitueret.


Santen / Xanthum.

Es haben die Alten diese Statt Trojanam, vnd Trojam Francorum geheissen weiln Doracus, Wastaldus, vnd Hunibaldus gedichtet haben / daß / nach Zerstörung Trojae, die Trojaner / vnter dem Jüngeren Priamo, oder / wie andere wollen / deß Hectoris Sohn / dem Franco, in diese Landsart kommen / vnnd vier Stätte / vnd vnter denselben dieses Santen / oder Trojam, erbawet haben / von welchen folgends die Francken herkommen seyen. Es haben auch die Alten gedicht / daß dieser Ort vom Fluß Xantho, den Namen habe / da doch derselbe nirgends zufinden. Besiehe Pighium, in Hercule prodicio, p. 39. welcher darfür helt / daß Santen an dem Ort stehe / wo vorhin Ulpia Castra, vnd Colonia Trajana gestanden / vnd daß solcher Ort von den heiligen Märtyrern / auß der Theb. Legion / so daselbst / auff Befelch deß Keysers Maximiani vmbbracht worden / den Namen habe / deren Gebein S. Helena bald hernach allda / in der von ihr erbaweten Kirchen / begraben hat. Cluverius lib. 2. antiq. German. cap. 18. helt darfür / daß deß Taciti vetera, oder vetera Castra, eben dieses Santen seye; darwinder gleichwol Theils andere seyn. Siehe Gerardum Noviomagum, in histor. German. Infer. Es sagt aber H. Nuenarus, in Commentariolo de Gallia Belgica, daß vnter den veteribus Castris, die Colonia Trajana, nach deß Corn. Taciti Zeiten / erbawet gewesen / wie die Itineraria zuvernehmen geben / die also vertilget sey / daß man jetzt nicht einige Fußstapffen darvon sehe. Was aber ihr Lager anbelange / so sey zu muhtmassen / daß solche Colonia Trajana, zwischen vetera Castra, oder Santen / vnd dem Schloß Cleve gelegen gewesen / darzwischen die zwei Stättlein / Gryt / vnd Grythausen / seyn. Es ist Santen (allda eine Probstey) heutiges Tags ein geringe Statt / zwischen Burick / vnnd Griet / im Hertzogthumb Cleve / vnd nahend dem Rhein / gelegen. Die Gugerni haben vor Zeiten hierumb gewohnt. Vnd was die obgedachte Histori / von der Thebaischen Christlichen Legion / deren Obrister S. Mauritius gewesen / anbelangt / so ist davon / vnter andern / auch Josias Simlerus,

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1647, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_060.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)