Seite:De merian Westphaliae 082.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schiffen in Britannien / jetzt Engelland genannt / geschiffet / vnd ankommen / dem König Hülff zuerzeigen / gegen seine Feinde. Dieweil aber der König durch der Feinden Tyrannisch Wesen außgemattet. Hat er dem Hertzogen von Engern vnd Sachsen / seinen mit Gefahr Leibs vnd Lebens wolverdienten Kriegssold / der Gebühr nach / nicht geben können / auch die Engerer / ohne gebührliche Abfindung vnd Bezahlung / nicht auß Britannia weichen wollen. Hat der König Vertigerius, dem Fürsten Hengisto, einen Ort Landes in seinem Königreich / Canthia genannt / darinn Cantuaria (Candelburg) die Hauptstatt ist / neben seiner Tochter / zum Gemahl anweisen / vnterthun vnnd vertrawen müssen.

Wie nun der Fürst Hengistus von Engern / den Ort Landes innen hatte / hat er seiner Vnterthanen auß Sachsen vnnd Teutschland / in Britannien / nach Gelegenheit / wann / vnnd wie er konte / gar viel eingeführet / daß er der Britannier / die folgends Engelländer genannt / mächtig wurde / wie auch geschehen. Da der Fürst sehr reich vnd mächtig wird / hat er nach der Cron / vnnd gantzem Regiment in Britannia gestanden / vnnd damit er solches an sich bringen möchte / hat er den gantzen vornehmen Adel in Engelland getödtet / vnnd den König in Engelland / in Walliam relegiert vnd verweiset. Also ist durch Geschwindigkeit der Fürsten von Engern / das Königreich Britanniae; in der Sachsen vnnd Engern Macht vnd Gewalt kommen. Vnd weiln zu der Zeit Herfurt bey Engern / ein Herrschafft gewesen / hat vermuhtlich / die Graffschafft Herfordia in Engelland / dahero auch ihren Namen bekommen.

Hatugastus blieb Gubernator der Sachsen vnd Engerischen Länder / vnd vermehret das Geschlecht. Dem folgete

Gilderich / oder Hulderich / ein Hertzog zu Engern. Ferner.

Bodico. Nach diesem

Bertoldus, Hertzog zu Engern / Anno 548. Ist erster Hertzog / so diese Länder gegen die Francken beschützet. Dem folgete

Sigismundus, oder Sieghard / welcher anfieng zu regieren / vmb das Jahr Christi 630. Dieser König Sieghard hat einen Sohn gelassen / der hieß

Theodoricus (Dieterich) der ist auch ein König der Sachsen gewesen / der war vmb das Jahr nach Christi Geburt 723. von Carolo Martello, dem Hauß Meyer in Franckreich / gefangen. Dieser König Dieterich / hat mit seiner Gemahl Fraw Debra / geborner Hertzogin der Wenden / zween Söhn gezeuget / nämlich / König Edelgarten / vnd Hertzogen Warnekind.

König Edelhard / hat gegen Pipin König in Franckreich / grosse Kriege geführet. Endlich / ist König Edelhard in der letzten Schlacht tod geblieben / welches geschehen Anno Christi 756.

Nach König Edelhards Tod / ist sein Bruder Warnekind / ein Hertzog der Sachsen worden / der zeugete mit seiner Gemahlin Fraw Künigunden / geborner Königin auß Rügen / zween Söhne / nämlich / den grossen König Wedekinden / vnd Hertzog Brunen.

Nach dem tödlichen Abgang Hertzogen Warnekinds / ist sein Sohn Hertzog Wedekind / widerumb regierender Hertzog zu Engern / Westphalen / vnnd Sachsen / Anno Christi 758. vnd wegen seiner herrlichen Thaten / Magnus genant worden.

König Carolus deß Namens der Erste / König in Franckreich / hat viel Jahr Krieg geführet wider die Sachsen / die er zum Christlichen Glauben zwingen wolte. Nun hatten die Sachsen zwölff Hertzogen / die regierten einer vmb den andern ein Jahr / vnd zu welches Hertzogen Zeiten / die Sachsen mit Krieg wurden angegriffen von ihren Feinden / derselbe Hertzog ward von ihnen zum König erwehlet / so lange der Krieg währet. Da nun aber die Sachsen von König Carl schwärlich vberzogen wurden / da erwehleten sie zu einem König Hertzog Wedekinden / der zu Engern vnnd Westphalen Hertzog war. Der thät König Carlen grossen Widerstand / von seinen Schlössern vnnd Vestungen in Engern / Sieburg / Eresperg / vnd von der Wedekinds Burg / die an dem Ort lag / da jetzt Minden gelegen ist. Die erste Feldschlacht geschah nicht weit von Osenbrück am Bucholtz / daselbst schlug König Carl die Sachsen / auß dem Feld / vnd zog gen Eresperg / erobert die Vestung mit Gewalt / vnd verstöret da der Sachsen Abgott Irmensäul / (Hermansäul / oder Armensäul) diß geschahe im Jahr nach Christi Geburt 772.

Nach der Zeit seyn mehr Schlachten geschehen: Dann / wann König Witekind wider abfällig worden / ist König Carl zu vnderschiedenen Zeiten auß Italia / oder Franckreich widerkommen / vnnd hat die Sachsen mit Kriegsmacht vberzogen / doch nicht so viel durch Kriegszwang / vnnd Widerwertigkeit im Streit / als endlich / mit Holdseligkeit vnnd Lindigkeit vberwunden / vnnd so viel mehr vnnd ehe erweichet / daß er / König Wedekind / sich ihm / vnd dem HERREN CHRisto / ergeben / den Christlichen Glauben angenommen / vnd von Bonifacio Ertzbischoff zu Mäyntz / vnd Abten zu Fulda getaufft worden / im Jahr 785. Da König Carl Gefatter worden / vnd selbst mit an der Tauff gestanden. Es ist aber König Wedekind / der nur allein in Sachsen / zu Engern / vnd Westphalen war / endlich vmbkommen im Krieg / dann er gegen Hertzog Gerolden in Schwaben führet / nach Christi Geburt 807. vnnd in dem Thumb zu Engern / den er selbst gestifftet hatte / begraben worden / da er in Engern vnd Sachsen neun vnd viertzig Jahr regiert / vnd die Christliche Relgion mit Fleiß befördert hatte 22. Jahr. Aber Keyser Henrich der Erste / Auceps genannt / Hertzog zu Sachsen (welcher Anno 920. Keyser worden / vnnd im 936. Jahr gestorben) hat den Thumb / welchen König Wedekind zu Engern gebawet hatte / gen Vallersleben gelegt / vnnd einen Bischoff dahin gesetzt / der hieß Marcus, ein Gottsförchtiger

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_082.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)