Seite:De merian Westphaliae 087.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vornembste Werck an dem Oceano zuzehlen wäre. Man helt die Erbawer vor Wiclefisten / weiln sie noch vor Luthero, wie es mit der Geistlichkeit damaln bewandt gewesen / in dem Gebäw / von aussen / mit Bildern / in der Höhe / nach der Länge in die Stein gehawen / vorgemahlet haben: Daher auch gleich Anfangs allhie die Religion reformiert ist. Es ist dieser Marcktfleck das Haupt in Broecmeria.

Melle / ein Stättlein / im Stifft Oßnabruck / nahend den Ravenspurgischen Gräntzen / vnnd Broockmolle. Ligt an der Else.

Meschede / an der Ruhr / in dem Hertzogthumb Westphalen / dessen Titul Chur Cölln führet. Die Gegend herumb / wird das Sawerland von Theils genant. Ist ein feine Statt / darbey nahend Galilaea ligt.

Möllenbeck / ein Kloster / in der Graffschafft Schawenburg / nahend Rinteln / vnnd der Weser / so Hilleburg / Graff Uffonis Gemahlin / Anno 896. vnter dem fünfften Bischoffe Dragone zu Minden / gestifftet hat.

Mörs / oder Murs / ligt bey Orsoy, vnd Ordingen / vnfern vom Rhein / wird Lateinisch Morsia, vnd Mursa genannt. Es hat diese Statt / vnd Schloß / sampt zugehöriger Graffschafft / vor diesem eygene Graffen gehabt / die Reichs- vnnd Westphälische Craiß-Stände gewesen. In einem Bericht vber die Reichs-Matricul stehet also: Mörs / Moers / oder Mörsch / so jetzt Nassawisch / vnd Staadisch / gibt nichts. Es hat auch vor diesem allbereyt Streit deßwegen geben / als der Hertzog von Cleve das Lehen darüber ertheilt gehabt / darwider sich Fiscus gelegt hat / vnd haben diese drey Graffschafften / Mörs / Rodenach / vnd Sarwerden / vorhin einen Herrn gehabt. Die Graffschafft Mörs ist von Graff Wilhelm zu Widt / vnnd Mörs / auff Graf Wilhelmen zu Neuenar / seinen Tochtermann / Sarwerden aber darinn die Statt Malburg) an Graff Johansen zu Nassaw kommen. Waren alles Reichslehen. Biß hieher der Bericht. Der letzte Graff von Mörs ist / wie man findet / Anno 1589. gestorben. Der Hertzog von Parma nahm solchen Ort / Anno 1586. vnnd hernach Printz Moritz von Oranien / Anno 1597. auch ein. Es lebte aber noch eine Gräffin von Mörs / nämlich / deß enthaupten Graffens von Horn / vnd hernach deß Graffen von Neuenar / Wittib / die Anno 1600. gestorben / welche diese Graffschafft dem hochgedachten Printz Moritzen im Testament vermacht hat; daher er auch Anno 1601. als ihme / nach Absterben der von Mörs / der Hertzog von Gülch / vnd Cleve / diese Graffschafft vorenthalten wollen / solche / sampt dem gedachten Haupt-Ort / mit Gewalt eingenommen. Vnd ward Anno 1606. deßwegen ein Vergleich getroffen / daß die Statt Mörs solte Neutral seyn / das Schloß aber Printz Moritz mit zweyhundert Soldaten besetzen / vnnd daß / nach seinem Tod / solcher Ort an Cleve fallen solte. Ob es geschehen / wird gezweiffelt.

Mülheim / Molheim / eine Freyheit vnterhalb der Statt Cölln / an dem Ort Rheins gelegen / wo der Vbier Hauptstatt vor alten Zeiten gestanden / dahero vor der Statt Cölln Mutter zuhalten / wie solches die Stücke von grossen / vnd sehr alten Gebäwen vnter der Erden / zuerkennen geben; vnd allda deß C. Julii Caesaris höltzerne Brück vber gemacht worden seyn solle; wie man dann dessen gegen Mülheim vber Anzeigungen gibet. Diesen Ort / als welcher zu dem Hertzogthumb Berg gehörig / haben nach Absterben deß letzten Hertzogen von Gülch / desselben Landes Innhabere / Brandeburg / vnd Newburg / zu einer Statt bawen wollen / darwider aber die von Cölln protestiert / vnd am Keyserlichen Hoff die Sach dahin gebracht / daß solcher Baw vom Keyser Matthia verbotten / vnnd solche Newe Statt vom Spinola, Anno 1614. eingenommen / der Wall geschleyfft / vnd darauff das folgende Jahr von den Cöllnischen dahin geschickten Bawmeistern / vnd Werckleuten / die Häuser / vnd Gebäw / wider gerissen / vnd alles in den alten Stand gerichtet worden. Bey dem hernach entstandenen Teutschen Krieg / hat man wider allhie zu bawen / vnnd fortificieren angefangen; aber Anno 1641. die Fortificationen / im Augusto / wider geschleyfft. Gleichwol / was man damaln / auß eingebildeten beweglichen Vrsachen an solcher Bevestigung eingerissen hatte / das wurde befindlichen / gegenwärtigen / nohtwendigen Nutzens halber / das folgende zwey vnd viertzigste Jahr widerumb auffgeführet; als die Frantzosen / Weymar- vnd Hessische / im Lande lagen.

Newstatt / oder Nustatt / im Hertzogthumb Gülch / in der Gegend Susteren / Vucht / Tudder vnd Sittart / gegen den Lüttichischen Gräntzen. Es ist auch ein Nustatt in der Graffschafft Marck.

Nideck / ligt auch im Hertzogthumb Gülch / ein feines Stättlein / zwischen Düren / vnd Zulpich / an der Roer / oder Ruhr / so die Frantzosen / vnd ihre Bundesgenossen / Anno 1642. eingenommen haben.

Nienburg / Nyenburg / oder Newenburg / Nienborg / an der Weser / vnd in der Graffschafft Hoya / welche Statt / vnd Vestung / Anno 1627. den 16. Novembris / die Keyserischen einbekommen / vnd hernach Anno 1635. den 20. 30. Junii / mit Accord vbergeben haben. Vnd war folgends dieser Platz wider in Lüneburgischen Handen; biß daß Anno 1639. der Schwedisch General / Johann Banner / zu Boitzenburg zwey Regiment zu Pferd / vnd drey starcke Hauffen zu Fuß vber die Elbe gehen ließ / die ihren Zug hieher nahmen / vnd diese Vestung durch Anschlag einbekamen. Es ligt vnterhalb dieser Statt / zwischen ihr / vnd Hoye / auff

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_087.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)