Seite:Der Fürst (Machiavelli Regis) 049.jpg

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vertrauen dürfen, sondern allein auf seine eigne Tugend und Stärke. Doch Alexander starb, im fünften Jahre nachdem er das erste Schwert gezogen. Er ließ ihn blos im Romanischen Staate befestigt, die andern alle im Blauen, zwischen zwey mächtigen feindlichen Heeren bis auf den Tod erkrankt zurück. Und eine solche Unbiegsamkeit und solche Tugend war in dem Herzog, so wohl verstand er, wie man die Menschen gewinnen oder verlieren muß, so tüchtige Fundamente hatte er in der kurzen Zeit gelegt, daß, wenn er von jenen Heeren befreit, oder gesund gewesen wäre, er jede Gefahr besiegt haben würde. Und daß die Fundamente des Herzogs vortrefflich gewesen, sieht man daraus, daß über einen ganzen Monat Romanien auf ihn wartete: in Rom, obschon halb todt, blieb er sicher; und, kamen auch die Baglioni, Vitelli und die Orsini nach Rom, sie hätten nichts gegen ihn ausgerichtet. Er konnte, wenn nicht Wen er wollte, zum Papste machen, wenigstens Wen er nicht wollte, nicht werden lassen. War er aber beim Tod Alexander’s gesund, so wurde ihm alles leicht. Und er selber sagte mir in den Tagen, als Julius II. erwählt ward, auf Alles hätte er gedacht, was sich bei seines Vaters Tode ereignen könnte, und für Alles hätte er Wege ausgefunden: nur daran hätte er nimmer gedacht, daß er bei dessen Tode selbst im Sterben würde liegen sollen. – Alle diese Handlungen des Herzogs nun zusammen genommen, wüßte ich ihn nicht zu schelten; er scheint mir vielmehr allen Denen, welche durch Glück und fremde Waffen zur Herrschaft gelangt sind, als ein Muster (wie ich gethan habe) aufzustellen. Denn, hohen Geistes, wie er war, und voll weitumfassender Entwürfe, konnte er sich nicht anders benehmen: es widersetzte sich seinen Plänen blos Alexander’s

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)