Seite:Der Todtentanz St. Michael 002.jpg

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Todtentänze in unserm benachbarten Basel aufzufassen.

Bei uns begegnen wir derartigen Fresken-Malereien zumeist in der Zeit des fünfzehnten Jahrhunderts. Unser Todtentanz, dessen Bilder-Cyclus wir hier folgen lassen, entstammt aber einer viel späteren Zeit, – dem Jahre 1757. Er ist somit ein rechter Spätling auf diesem Gebiete der Fresken-Malerei und unterscheidet sich demgemäß in manchen Stücken von seinen älteren Vorbildern. Von einem Tanze oder einer Aufforderung zum Tanze können wir hier schon nicht mehr reden; es ist blos die abstrakte Idee des Todes, der den Menschen in allen Lagen des Lebens begleitet, dargestellt. Während wir dort bei den älteren Todtentänzen in fortlaufender Reihe und in drastisch-humoristischer Weise das Werben des Todes und fast überall das ausgesprochene Widerstreben des Umworbenen erblicken, sehen wir hier den Knochenmann fast durchweg in dienender Stellung hilfreich Hand leistend, als Warner und Begleiter; von der derben Schalkheit des Mittelalters ist fast nichts mehr übrig geblieben.

Während uns ferner die älteren Todtentänze den Allbezwinger in Gestalt eines eingetrockneten mumienhaften Leichnams zeigen, sehen wir auf unserem Cyclus denselben als hautloses Gerippe, als wirklichen Knochenmann.

Dieses Wenige für das Allgemeine.

Was nun in Sonderheit unseren Freiburger Todtentanz angeht, so schicken wir als geschichtlichen Theil voraus, daß die Kapelle, in deren Vorhalle der Cyclus enthalten ist, auf der Stelle einer früheren, in der Belagerung von 1744 zu Grunde gegangenen Friedhofkapelle wieder aufgerichtet wurde und zwar hauptsächlich durch die werkthätigen Bemühungen und den Sammeleifer des Gastwirthes Andreas Zimmermann, des damaligen Besitzers des Hauses „zum Storken“, wie ehedem das jetzige Hotel „zum Römischen Kaiser“ hieß. Ganz aus eigenen Mitteln erbaute er die Vorhalle des kleinen Gotteshauses und sorgte sicherlich auch durch Wort und That für die Schaffung des jetzt noch vorhandenen Todtentanzes in derselben, obwohl gerade letzterer Umstand urkundlich nicht verbürgt ist. Ebenso ist der ausführende Künstler weder in den Urkunden

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Adolf Poinsignon: Der Todtentanz. Herder'sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg 1891, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todtentanz_St._Michael_002.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)