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RUPRECHT.
 Nichts!

EVE.
– Du gehst zum Regimente jetzt, o Ruprecht,
Wer weiß, wenn du erst die Muskete trägst,
Ob ich dich je im Leben wieder sehe.
|41| Krieg ist’s, bedenke, Krieg, in den du ziehst:
Willst du mit solchem Grolle von mir scheiden?

RUPRECHT.
Groll? Nein, bewahr’ mich Gott, das will ich nicht.
Gott schenk’ dir so viel Wohlergehn, als er
Erübrigen kann. Doch kehrt ich aus dem Kriege
Gesund, mit erzgegoßnem Leib zurück,
Und würd’ in Huisum achtzig Jahre alt,
So sagt ich noch im Tode zu dir: Metze!
Du willst’s ja selber vor Gericht beschwören.

FRAU MARTHE. (zu Eve).
Hinweg! Was sagt’ ich dir? Willst du dich noch
Beschimpfen lassen? Der Herr Corporal
Ist was für dich, der würd’ge Holzgebein,
Der seinen Stock im Militair geführt,
Und nicht dort der Maulaffe, der dem Stock
Jetzt seinen Rücken bieten wird. Heut ist
Verlobung, Hochzeit, wäre Taufe heute,
Es wär’ mir recht, und mein Begräbniß leid’ ich,
Wenn ich dem Hochmuth erst den Kamm zertreten,
Der mir bis an die Krüge schwillet.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Berlin: Realschulbuchhandlung Reimer, 1811, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_zerbrochene_Krug_(Kleist)_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)