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zeigt, fallen die Preise, und wenn sie grösser wird als jene, so wird der Fall der Preise so bedeutend, dass die Nachfrage dadurch wieder aufgereizt wird. So geht es in Einem fort, nie ein gesunder Zustand sondern eine stete Abwechslung von Irritation und Erschlaffung, die allen Fortschritt ausschliesst, ein ewiges Schwanken, ohne je zum Ziel zu kommen. Dies Gesetz mit seiner steten Ausgleichung, wo, was hier verloren, dort wieder gewonnen wird, findet der Oekonom wunderschön. Es ist sein Hauptruhm, er kann sich nicht satt daran sehen und betrachtet es unter allen möglichen und unmöglichen Verhältnissen. Und doch liegt auf der Hand, dass dies Gesetz ein reines Naturgesetz, kein Gesetz des Geistes ist. Ein Gesetz, das die Revolution erzeugt. Der Oekonom kommt mit seiner schönen Theorie von Nachfrage und Zufuhr heran, beweist Euch, dass „nie zuviel produzirt werden kann,“ und die Praxis antwortet mit den Handelskrisen, die so regelmässig wiederkehren wie die Kometen, und deren wir jetzt durchschnittlich alle fünf bis sieben Jahre eine haben. Diese Handelskrisen sind seit achtzig Jahren ebenso regelmässig gekommen wie früher die grossen Seuchen – und haben mehr Elend, mehr Unsittlichkeit mit sich gebracht, als diese (vergl. Wade, Hist. of the Middle and Working Classes, London 1835, p. 211). Natürlich bestätigen diese Handelsrevolutionen das Gesetz, sie bestätigen es im vollsten Masse, aber in einer andern Weise, als der Oekonom uns glauben machen möchte. Was soll man von einem Gesetze denken, das sich nur durch periodische Revolutionen durchsetzen kann? Es ist eben ein Naturgesetz, das auf der Bewusstlosigkeit der Betheiligten beruht. Wüssten die Produzenten als solche, wie viel die Konsumenten bedürften, organisirten sie die Produktion, verteilten sie sie unter sich, so wäre die Schwankung der Konkurrenz und ihre Neigung zur Krisis unmöglich. Produzirt mit Bewusstsein, als Menschen, nicht als zersplitterte Atome ohne Gattungsbewusstsein, und Ihr seid über alle diese künstlichen und unhaltbaren Gegensätze hinaus. Solange Ihr aber fortfahrt, auf die jetzige unbewusste, gedankenlose, der Herrschaft des Zufalls überlassene Art zu produziren, so lange bleiben die Handelskrisen; und jede folgende muss universeller, also schlimmer werden als die vorhergehende, muss eine grössere Menge kleiner Kapitalisten verarmen, und die Anzahl der blos von der Arbeit lebenden Klasse in steigendem Verhältnisse vermehren – also die Masse der zu beschäftigenden Arbeit, das Hauptproblem unserer Oekonomen, zusehends vergrössern, und endlich eine soziale

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Engels: Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_103.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)