Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 130.jpg

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Mühle, klopften und baten um Nacht-Herberge. Der Müller wollte anfangs nicht hören, endlich gab er ihren inständigen Bitten nach, öffnete die Thüre und führte sie in eine Stube. Sie waren beide hungrig und durstig und da auf dem Tisch eine Schüssel mit Speise und eine Kanne mit Bier stand, baten sie den Müller darum und waren bereitwillig, es zu bezahlen. Der Müller aber schlugs ab, selbst nicht ein Stück Brot wollt er ihnen geben und nur die harte Bank zum Ruh-Bett vergönnen. „Die Speise und der Trank, sprach er, gehört dem Haus-Geist, ist euch das Leben lieb, so laßt beides unberührt, sonst aber habt ihr kein Leid zu befürchten, lärmts in der Nacht vielleicht, so bleibt nur still liegen und schlafen.“ Mit diesen Worten ging er hinaus und schloß die Thüre hinter sich zu.

Die zwei Studenten legten sich zum Schlafe nieder, aber etwa nach einer Stunde griff den einen der Hunger so übermächtig an, daß er sich aufrichtete und die Schüssel suchte. Der andere, ein Magister, warnte ihn, er sollte dem Teufel lassen, was dem Teufel gewidmet wäre, aber er antwortete: „ich habe ein besser Recht dazu als der Teufel,“ setzte sich an den Tisch und aß nach Herzenslust, so daß wenig von dem Gemüse übrig blieb. Darnach faßte er die Bierkanne, that einen guten, pommerschen Zug und nachdem er also seine Begierde etwas gestillt, legte er sich wieder zu seinem Gesellen. Doch als ihn über eine Weile der Durst aufs neue plagte, stand er noch einmal

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_130.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)