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240.
Brot zu Stein geworden.

Melissantes Handb. f. Bürger u. Bauern. Fft. u. Lpg. 1744 S. 128.
Ernst Gemüthsergötzlichkeit S. 946.
Rheinischer Antiquar. S. 864.
Mündliche Sage aus Landshut
Aus Danzig in Mart. Zeiler’s Handbuch von allerlei nützl. Sachen
     und Denkwürdigkeiten. Ulm 1655. S. 27

Man hat an viel Orten, namentlich in Westphalen, die Sagen, daß zur Zeit großer Theuerung eine hartherzige Schwester ihre arme Schwester, die für sich und ihre Kindlein Brot gebeten, mit den Worten abgewiesen: „und wenn ich Brot hätte, wollte ich, daß es zu Stein würde!“ – worauf sich ihr Brotvorrath alsbald in Stein verwandelt. Zu Leiden in Holland hebt man in der großen Peterskirche ein solches Steinbrot auf und zeigt es den Leuten zur Bewährung der Geschichte.

Im Jahr 1579 hatte ein dortmunder Becker in der Hungersnoth viel Korn aufgekauft und freute sich, damit recht zu wuchern. Als er aber mitten in diesem Geschäft war, ist ihm sein Brot im ganzen Hause eines Tages zu Stein worden und wie er einen Laib ergriffen und mit dem Messer aufschneiden wollen, Blut daraus geflossen. Darüber hat er sich alsbald in seiner Kammer erhängt.

In der dem heiligen Kastulus geweihten Hauptkirche zu Landshut hängt mit silberner Einfassung ein

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_362.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)