Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 420.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


wieder heraufziehen. Als er hinab gekommen, hat er den Kaiser Friedrich in einem güldenen Sessel sitzen sehen, mit einem großen Barte. Der Kaiser hat ihm zugesprochen und gesagt, er solle mit niemand hier reden, so werde ihm nichts geschehen, und solle seinem Herrn erzählen, daß er ihn hier gesehen. Darauf hat er sich weiter umgeschaut und einen schönen weiten Plan erblickt und viel Leut, die um den Kaiser standen. Endlich hat er seine Schelle geläutet, ist ohne Schaden wieder hinauf gekommen und hat seinem Herrn die Botschaft gesagt.





296.
Der Hirt auf dem Kiffhäuser.
Georg Draud fürstliche Tischreden I.


Etliche sprechen, daß bei Frankenhausen in Thüringen ein Berg liege, darin Kaiser Friedrich seine Wohnung habe und vielmal gesehen worden. Ein Schafhirt, der auf dem Berge hütete und die Sage gehört hatte, fing an auf seiner Sackpfeife zu pfeifen und als er meinte, er habe ein gutes Hofrecht gemacht, rief er überlaut: „Kaiser Friedrich, das sey dir geschenkt!“ Da soll sich der Kaiser hervorgethan, dem Schäfer offenbart und zu ihm gesprochen haben: „Gott grüß dich, Männlein, wem zu Ehren hast du gepfiffen?“ „Dem Kaiser Friedrich,“ antwortete der Schäfer. Der Kaiser sprach weiter: „hast du das gethan, so komm mit mir, er soll dir darum lohnen.“ Der Hirt sagte: „ich darf nicht von den Schafen gehen.“

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_420.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)