und ging bald vorwärts, bald stand sie still; so zeigte
sie ihnen den Weg. Die Jäger folgten nach und kamen
zu Fuß durch den See, den sie undurchwandelbar,
wie das Meer, früher geglaubt hatten. Sobald
sie nun das nie gesehene scythische Land erblickten,
verschwand die Hindin. Erstaunt von dem Wunder
kehrten sie heim und verkündigten ihren Leuten das
schöne Land, und den Weg, den die Hirschkuh gewiesen
hatte. Darauf sammelten sich die Hunnen und
brachen mit unwiderstehlicher Macht in Scythien ein.
Sage von den Hunnen.
Zu Jornandes Zeit ging eine mündliche Sage um, die er zwar verwirft, wonach die Hunnen nicht aus Scythien gekommen wären, sondern anderswoher. In Brittannien oder auf irgend einem andern Eilande seyen sie (auf ihrer Wanderung) vormalen in Knechtschaft gerathen, aber durch das Lösegeld eines einzigen Pferdes wieder in Freiheit gesetzt worden.
Im Mittelalter glaubte man hernach, die Hunnen und Türken, die für Ein Volk galten, wären Ungethüme, von einem Zauberer mit einer Wölfin zusammen erzeugt. Sie selbst scheinen diesen Aberglauben, um die Furcht vor ihnen zu mehren, geflissentlich ausgebreitet zu haben. Noch heut zu Tage hat er sich an der türkischen Gränze unter den östreichischen Christen erhalten. (Sysmondi I., p. 54.)
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_036.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)