Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 049.jpg

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seinen Gegner. Seinem Wunsche gemäß wurde er darauf freigesprochen, und erwarb den Langbarten freien Durchzug, worauf sie glücklich in das Land Moringen einrückten.


391.
Die sieben schlafenden Männer in der Höhle.
Paulus Diaconus Lib I. cap 3.
Vergl. die byzantinische Sage bei Gregor turon. mirac. I. 95. und die naheligende Verwechslung der Wörter Germani (Brüder) und Germani (Deutsche). Dessenungeachtet folgt Paulus offenbar einer andern Erzählung.

In ganz Deutschland weiß man folgende wunderbare Begebenheit. An der äußersten Meeresküste liegt unter einem ragenden Felsen eine Höhle, in der, man kann nicht mehr sagen seit welcher Zeit, lange her sieben Männer schlafen; ihre Leiber bleiben unverwest, ihre Kleider verschleißen nicht, und das Volk verehrt sie hoch. Der Tracht nach scheinen sie Römer zu seyn. Einen reizte die Begierde, daß er der Schläfer einem das Gewand ausziehen wollte; alsbald erdorrten ihm die Arme, und die Leute erschraken so, daß niemand näher zu treten wagte. Die Vorsehung bewahrt sie zu einem heiligen Zweck auf, und dereinst sollen sie vielleicht aufstehen, und den heidnischen Völkern die heilige Lehre verkündigen.

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)