Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 056.jpg

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Darauf lockte er die Longobarden, und leitete sie mit ihrem König Alboin aus Pannonien nach Italien.

Die altdeutsche Weltchronik erzählt dieses nicht von Narses, sondern von Aetius, dem die Königin spottweise entbieten ließ, in ihrer Frauenstube Wolle zu zeisen.



396.
Alboin gewinnt Ticinum
[1].
P. Diac. II. 27.

Drei Jahre und etliche Monate hatte Alboin Ticinum belagert, eh’ es sich ergab. Als nun der König durch die Johannespforte an der Ostseite der Stadt einritt, fiel sein Pferd mitten unter dem Thor hin, und konnte durch keine Streiche dahin gebracht werden, wieder aufzustehn. Da sagte ein Longobarde: „Gedenk, O König, deines Gelübdes, und brich es, so wirst du in die Stadt eingehen, denn es wohnt auch Christenvolk darin.“ Alboin hatte nämlich gelobt, das ganze Volk, weil es sich nicht ergeben wollte, über die Klinge springen zu lassen. Hierauf brach er nun das harte Gelübde, und verhieß den Bürgern Gnade; alsbald hob sich sein Pferd auf, und er hielt ruhig den Einzug.



  1. Pavia
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)