Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 106.jpg

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„komm mit mir dahin, und verkaufe mich in dem Hause des Franken; der Preis, den du empfängst, soll dein Gewinn seyn.“ Der Mann that’s, und schlug ihn um zwölf Goldgulden los; der Käufer aber fragte den Knecht, welchen Dienst er verstünde? „In Zubereitung aller Dinge, die auf der Herren Tische gegessen werden, bin ich gar geschickt, und befürchte nicht, daß einer mich darin übertreffe; denn selbst königliche Gerichte kann ich bereiten, wenn du dem König ein Gastmahl geben wolltest.“ Jener antwortete: „nächsten Sonntag werden meine Nachbarn und Freunde zu mir eingeladen werden; da sollst du ein Mahl zurichten, daß alle sagen, in des Königs Hause hätten sie besseres nicht gefunden.“ Leo sagte: „mein Herr lasse mir nur eine Menge junger Hähne bringen, so will ich dein Gebot schon erfüllen.“ Als nun das geschehen war, stellte er auf den Sonntag ein solches und dermaßen köstliches Essen zu, daß alle Gäste nicht genug loben konnten. Die Freunde des Herrn kehrten nach Haus zurück, der Herr aber schenkte dem Küchenknecht seine Gunst, und gab ihm Gewalt und Aufsicht über alle seine Vorräthe. So verlief ein Jahr, und der Herr liebte ihn immer mehr, und setzte alles Vertrauen auf ihn. Ein Mal ging nun Leo auf die Wiese, nahe beim Haus, wo Attalus der Pferde wartete, und fing an mit ihm zu reden; und sie legten sich weit von einander auf die Erde, mit sich zugedrehten Rücken, damit niemand muthmaßen möchte, daß sie zusammen sprächen. „Zeit ist es –

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_106.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)